21. Mai 2017. Tom Weilandt kauert auf dem Rasen des Holstein-Stadions. Um ihn herum jubeln unter anderem Mario Gomez, Robin Knoche und Divock Origi vom VfL Wolfsburg. Tom Weilandt hat in diesem Moment seine zweite Bundesliga-Relegation verloren - 0:1 im Rückspiel gegen den DFB-Pokalsieger von 2015. Weilandt spielte 76 Minuten - ein eher seltenes Bild während der damaligen Spielzeit. Denn der Mittelfeldspieler kam als Leihspieler vom VfL Bochum lediglich auf 18 Einsätze für die Störche, erzielte einen mickrigen Treffer - die bis dato schlechteste Saison des gebürtigen Rostockers, ein Tiefschlag in seiner Karriere. 18 Monate später ist Weilandt in Bochum schon nach 13 Spieltagen auf bestem Wege, seine beste Saison überhaupt im Profibereich zu spielen.
In 11 Einsätzen in der Zweiten Liga erzielte der Offensiv-Allrounder bereits fünf Tore, bereitete zwei weitere Treffer vor - Saisonbestwerte eingestellt. Zuletzt erreichte er für Greuther Fürth 2014/2015 in 22 Spielen dieselbe Statistik. Den Grund für den irren Wandel des oftmals belächelten Tom Weilandt liefert er selbst: „Ich spüre das Vertrauen und dann ist es auch einfach, etwas zurückzugeben.“ Mit seinem Traum-Solo in der 59. Minute gegen Darmstadt rettete er dem VfL vorübergehend die gesamte Saison. Denn der Erfolg lässt ganz Bochum auf Platz fünf in der Tabelle weiter vom Aufstieg träumen. Wenn Weilandt zum Sahne-Solo ansetzt, gewinnt der VfL bislang ohnehin jedes Spiel in dieser Saison. Bereits beim 1:0-Sieg gegen Arminia Bielefeld war Weilandt mit einem tollen Dribbling der Held.
Weilandt macht Ausfälle in der Kreativabteilung vergessen
Über sein Traum-Tor gegen Darmstadt sagte Weilandt: „Das war natürlich top. Ich musste den ersten Spieler abschütteln, dann hatte ich Platz. Ich bin nach innen gezogen und dann hat es geklappt.“ Insgesamt vier Lilien-Spieler ließ Weilandt aussteigen und vollendete seinen Tempolauf von der Mittellinie mit einem Doppel-Tunnel-Schuss ins Darmstädter Tor. Weilandt weiter: „Ich habe mich sehr gut gefühlt, habe immer wieder den Antritt und den Zweikampf gesucht.“
Ohne Weilandts Solo-Läufe wäre der VfL wahrscheinlich sechs Punkte ärmer, stünde im unteren Tabellenmittelfeld und müsste den Blick nach unten richten. So darf ganz Bochum nach 13 Spieltagen als Fünfter noch vom Aufstieg träumen. Vor dem Darmstadt-Spiel fielen mit Chung-Yong Lee und Sebastian Maier zwei weitere Spieler aus der Kreativabteilung des VfL Bochum aus - Thomas Eisfeld ist schon länger verletzt, auch Lukas Hinterseer plagte sich auf dem Feld mit den Folgen eines grippalen Infekts herum. Die Bochumer Offensive war also stark gebeutelt. Doch es scheint: Solange Tom Weilandt in Topform ist, kann beim VfL Bochum jeder Ausfall kompensiert werden.
Autor: Christian Hoch