Einer, der fast 13 Jahre, also von Kindesbeinen an, das VfL Trikot trägt, der wird von so manchem Fan innerlich so fest vereinnahmt, dass es schwer fällt, wenn es so weit ist, ihn loszulassen. So war es auch beim kleinen, blonden Mittelfeldspieler, der auch zuvor noch im Dezember keine Gelegenheit ausließ, zu verkünden, dass Bochum nach wie vor in Sachen Vertragsverlängerung ein wichtiger Ansprechpartner sei. Vielleicht ein jugendlicher Fehler, der im medialen Zeitalter zum Bumerang wurde. Schließlich hatte es zu dem Zeitpunkt dieser Bekundungen schon die ersten Gespräche mit dem FC St. Pauli gegeben.
Schwamm drüber – Rztakowski hat sich entscheiden, von der Ruhr an die Elbe zu wechseln. Ob es Motivationsgründe, eine neue Herausforderung oder, wie so oft im Fußball, auch der schnöde Mammon ist, bleibt seine Sache. Ein Fußballprofi, dessen Vertrag ausläuft, hat das Recht, sich einen neuen Klub zu suchen. Und ist die Enttäuschung bei dem ein oder anderen Fan erst einmal abgeebbt und ist der Blick objektiv, dann wird man feststellen, dass Rzatkowski Woche für Woche ein Versprechen einlöst, dass er beim Verkünden seines Abschiedes gegeben hat: „Ich werde mich bis zur letzten Sekunde für den VfL zerreißen.“
So war es auch wieder auf dem Betzenberg, wo der wieselflinke Dribbler aus der Kreativabteilung des VfL herausragte. Selbstbewusst ist er geworden und seine Aussagen haben Inhalt: „Wir haben wieder mal sehr gut Fußball gespielt, aber uns nicht ausreichend belohnt.“ Auch dem Bochumer Urgestein war schnell klar: „Diesmal waren wir von der ersten Sekunde an im Spiel und haben nicht so eine lange Anlaufzeit gebraucht. Es war sichtbar, dass unser spielerisches Potenzial vorhanden ist, wir haben uns zuletzt Woche für Woche verbessert und jetzt kann man wohl sagen, dass die Heimniederlage gegen Regensburg ein Ausrutscher war. Wir sind wesentlich konstanter geworden, jetzt brauchen wir auch auswärts niemanden mehr fürchten.“
Gemeinsame Aktivitäten statt Einzelgängertum
Dazu passt auch der zweitätige Aufenthalt in der Pfalz. „Statt stundenlang im Bus rumzulungern, haben wir am Abend im Hotel nette Gespräche geführt, waren zusammen im Kino und ich glaube, wenn ein Außenstehender das miterlebt hätte, er hätte den Eindruck gewonnen, dass in dieser Truppe wieder alles passt.“ Und so wird Rzatkowski die letzten Spiele im VfL-Trikot genießen. Und man kann fast drauf wetten, dass er beim letzten Saisonheimspiel gegen Union Berlin die ein oder andere Abschiedsträne verdrücken wird. Denn auch bei dem Techniker gilt der Satz: „Niemals geht man so ganz.“