Zu den Suwon Samsung Blue Wings. Doch der bevorstehende Transfer birgt einige Probleme. So muss der "Wayne Rooney Asiens" wohl künftig auf Einsätze in der nordkoreanischen Nationalmannschaft verzichten.
Wie ein hochrangiger Politiker wird Köln-Stürmer Chong Tese im Blitzlichtgewitter am südkoreanischen Flughafen empfangen. In Nordkorea ist er bereits ein Volksheld. Nun will er auch den Süden verzücken - und das trotz politischer Barrieren. Im dunklen Anzug steht Tese den wartenden Journalisten Rede und Antwort. "Für mich ist es genauso wichtig in Südkorea und in Nordkorea in einer Mannschaft spielen zu können", erklärt der 28-Jährige im Stil eines Diplomaten. "Ich hoffe", so Tese weiter, "dass ich in Südkorea eine Art Botschafter für Nord und Süd sein kann."
Doch der bevorstehende Wechsel ist für Tese ebenso kompliziert wie seine sportliche Situation in den vergangenen Jahren. 2010 wechselte Tese vom japanischen Erstligisten Kawasaki Frontale ins Ruhrgebiet nach Bochum. Dort begeisterte er die VfL-Fans auf Anhieb - menschlich und sportlich. Gleich nach seinem ersten Spiel gab der sensible Angreifer ein Interview auf Deutsch. Am Ende der Saison standen 24 Partien, zehn Treffer und drei Assists auf Teses Arbeitszeugnis. In der Folgesaison wechselte der Stürmer nach einer mäßigen Hinrunde in die Beletage des deutschen Fußballs zum 1. FC Köln. Von Beginn an hatte Tese einen schweren Stand in der Domstadt. Weder Trainer noch Fans standen hinter ihm. In Folge ging es für den Stürmer bergab. Der einstige Bochumer Publikumsliebling war nur noch Bankdrücker. Teses traurige Bilanz: Elf torlose Einsätze in eineinhalb Jahren.
Nun steht der Noch-Kölner vor einem erneuten Transfer. Die Suwon Samsung Blue Wings in Südkorea sollen es werden. So weit, so gut. Allerdings ist Tese Nationalspieler. Stolzer Nationalspieler Nordkoreas. Unvergessen, wie Tese beim Weltmeisterschaftsspiel gegen Brasilien bei der Nationalhymne in Tränen ausbrach. Doch genau diese Freudentränen könnten mit dem geplanten Wechsel Vergangenheit sein. Vielleicht für immer. Chong Tese ist in Japan geboren und aufgewachsen. Zunächst nahm der Sohn eines südkoreanischen Vaters und einer nordkoreanischen Mutter die Staatsbürgerschaft seines Vaters an, ehe er sich als Volljähriger entschied, für Nordkorea, sein Mutterland, aufzulaufen. Um künftig in Südkorea Fußball zu spielen, müsste Tese jedoch die südkoreanische Staatsbürgerschaft annehmen. Damit wiederum wäre es Tese jedoch nicht mehr gestattet, für die nordkoreanische Nationalelf aufzulaufen. Selbst die Botschaften Nord- und Südkoreas in Berlin sind ratlos. Mitarbeiter beschreiben die Situation um den ehemaligen Bochumer als kompliziert. Sehr kompliziert.
Botschafter zwischen Nord und Süd Nun möchte Tese offenbar eine einmaligen Einreisegenehmigung beantragen, um in Südkorea zu kicken ohne seine Staatsbürgerschaft zu wechseln. So könnte er weiterhin für "seine" Nationalmannschaft Nordkorea auf Torejagd gehen. Allerdings wäre eine Ausreise aus Südkorea während seines Engagements wohl nicht mehr möglich. Tese scheint also zu planen, für ein oder zwei Jahre in Südkorea zu spielen und danach seine Nationalmannschaftskarriere wieder aufzunehmen.
Bleibt nur zu hoffen, dass Tese nach dem Staatsbürgerschafts-Hick-Hack zwischen Japan, Süd- und Nordkorea neben seiner geplanten Botschafter-Tätigkeit noch Zeit bleibt, sich auf Fußball zu konzentrieren. Damit hatte er in Köln Probleme.