Wir unterhielten uns mit ihm über die Zeit des Wartens, mangelnde Anerkennung und die Erfolge eines titellosen Trainers.
Friedhelm Funkel, haben Sie die Sorge, dass Sie endgültig vom Trainer-Karussell gefallen sein könnten?
Ich habe eine tolle Zeit als Trainer bisher hinter mir und will auch noch eine vor mir haben. Für den Ruhestand fühle ich mich zu jung. Ich bin erholt und körperlich topfit. Ich warte einfach ab. Aber es ist nicht so, dass ich deprimiert bin, wenn ein Verein bei seiner Suche nicht auf mich kommt. Wie gehen Sie denn mit der Rolle des Wartenden um?
Man muss eine notwendige Geduld haben. Dann wird auch irgendwann etwas kommen, das passt. Ob das im Winter oder im Frühjahr ist, ob in Deutschland oder im Ausland – das kann ich nicht sagen. Aber ich habe keine Zwänge mehr und weiß, dass ich in meinem Leben nicht mehr verhungern werde. Dementsprechend kann ich ruhig und gelassen sein.
Hätten Sie 1973 geahnt, dass Sie der Bundesliga beinahe durchgängig bis heute erhalten bleiben?
Das hätte ich noch nicht einmal zu träumen gewagt. Ich hatte das Glück, dass ich von schweren Verletzungen und Krankheiten verschont geblieben bin.
War es also nur Glück?
Nein. Ich hatte immer den eisernen Willen, das zu schaffen, was ich mir vorgenommen habe. Wenn man in diesem Geschäft so lange dabei ist, hat man vieles richtig gemacht. Es können schließlich nicht viele von sich behaupten, dass sie ihr Hobby über vier Jahrzehnte zum Beruf gemacht haben.
Gibt es Parallelen zwischen dem Trainer und dem Spieler Funkel?
Ich bin in beiden Positionen auf- und abgestiegen, war jeweils im DFB-Pokalfinale und im Europapokal. Die größte Parallele ist aber die Art und Weise, wie ich mit meinem Beruf umgegangen bin. Ich war immer ehrgeizig, aber auch dankbar für das, was ich erreichen konnte.
Wann wurde Ihnen klar, dass Sie Trainer werden wollen?
Erst gegen Ende meiner Karriere. Genau genommen 1984, als Kalli Feldkamp Trainer in Uerdingen wurde. Ich habe auf dem Spielfeld schon wie ein Trainer gedacht, aber erst er hat mich darauf gebracht. Er hat mich schon in Kaiserslautern trainiert, wir haben viel über Fußball gesprochen. Und irgendwann sagte er mir: „Du wirst mal Trainer.“ Erst danach habe ich mich damit beschäftigt. Wie ging es weiter?
In den letzten beiden Jahren meiner Profikarriere habe ich zeitgleich meinen Stammverein VfR Neuss trainiert. Ich wollte ausprobieren, ob mir das überhaupt liegt und ob ich rüberbringen kann, was ich auf dem Platz automatisch umgesetzt habe. Wir hatten eine erfolgreiche Zeit. Und danach habe ich den Mut gefasst, in den Trainerzirkus einzusteigen. Wie groß war Ihre Sorge, dass es schief gehen könnte?
Ich habe mich keinen Illusionen hingegeben, als ich 1991 nach einem Jahr als Assistent Cheftrainer bei Bayer Uerdingen wurde. Wenn ich in meiner ersten Station gescheitert wäre, dann wäre es sehr schwierig geworden. Ich bin glücklicherweise direkt im ersten Jahr in die Bundesliga aufgestiegen und habe in dem Geschäft Fuß gefasst.
Auf Seite 2: "Natürlich hätte ich gerne mal einen Spitzenverein trainiert"