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Fan-Krise
Pilz kritisiert mangelhaften Dialog

Fan-Krise: "Man muss sich um die Ultras bemühen"
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Im Zuge des Falls um den ehemaligen Kölner Kevin Pezzoni hat der Fan-Forscher Gunter A. Pilz den mangelnden Dialog mit den Fans "auf Augenhöhe" kritisiert.

Diese Kommunikation fände nicht oder nicht ausreichend statt. "Dazu kommt, dass die permanent kraftmeierischen Sprüche, die man zum Teil von Politikern und vom Chef der Polizeigewerkschaft hört, eher dazu beitragen, die Fronten zu verschärfen", sagte der 67-Jährige, der am Donnerstag den Ethikpreis des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) verliehen bekam, in einem Interview im Fachmagazin kicker.

Schon in Studien 2006 habe er auf das veränderte Zuschauerverhalten hingewiesen und wie wichtig es sei, "sich um die Klientel der besonnenen Ultras zu bemühen". Die Drohungen gegen die eigene Mannschaft basieren, so Pilz, auf der hohen Erwartungshaltung, die durch die hohen Investitionen der Klubs geschürt würden.

"Treten die Erfolge nicht ein, sind die Fans am meisten enttäuscht. Sie denken, sie setzen sich voll für den Klub ein, und haben dann das Gefühl, dass für einen zum Teil unmoralisch hohen Verdienst die Leistung nicht stimmt. Dann sind solche Drohgebärden zwar nicht zu entschuldigen, aber zumindest nachvollziehbar", erklärte Pilz. Pezzoni hatte seinen Vertrag beim Zweitligisten 1. FC Köln aufgelöst, nachdem er vor seiner Haustür und im Internet bedroht worden war.

Ultras sind sich ihrer Macht bewusst

Ein Teil der Ultras habe gemerkt, dass er durch eine gute Organisation und eine intelligente Vernetzung unheimlich viel Macht habe und diese Macht ganz geschickt ausnutzen könne, indem man mit den Medien spiele, so Pilz weiter. Denen müsse man deutlich machen, dass sie nicht die Einzigen im Stadion und in der Mehrheit seien, sondern dass sie sich auch bestimmten demokratischen Gepflogenheiten zu unterwerfen haben. Und dass sie nicht sagen könnten, wo es langgehe, ohne selber Verantwortung zu übernehmen, ergänzte Pilz.

"Es gibt momentan nur einen Weg: Man muss sich wirklich mit allen Gruppen zusammensetzen und einen Verhaltenskodex erarbeiten", so der Fan-Experte. Allerdings nicht von oben herab wie kürzlich bei der Sicherheitskonferenz mit den drei Ligen, zu der die Fanvertreter nicht eingeladen worden waren. Man müsse die Fans dann auch dazu verpflichten, Verstöße in ihren Reihen zu unterbinden. "Mit diesem Verfahren nimmt man Fans ernst, nimmt sie in die Verantwortung und zeigt aber gleichzeitig Grenzen auf."

Pilz, der als Mediator mit seinen Mitarbeitern die Fan-Probleme beim 1. FC Köln angehen will, wird dort in erster Linie zunächst mit Verein, Fans und Fanprojekten ins Gespräch kommen. Darüber hinaus will Pilz in Köln eine Zukunftswerkstatt installieren, "in der Verein und Fans sich sagen, was ihnen jeweils am anderen nicht gefällt". Pilz: "Danach müssen aus diesen Kritikpunkten gemeinsame Vereinbarungen getroffen werden."

Sollte es Gruppen geben, die sich dem perspektisch weiter verweigern würden, gebe es nur eines: "Dann hätten sie im Fußball nicht zu suchen", so Pilz.

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