Wenn die ersten Jugendidole sterben, ist man alt. Ich bin gerade mal 30, und viel älter ist Henryk Baluszynski auch nicht geworden. Dabei hat er nie wie ein Rockstar gewirkt, von dem man einen frühen Tod erwartet. „Balu“ stand weder auf noch abseits des Platzes für Glanz und Glamour, sondern für ehrliche Arbeit, wie sie im Ruhrgebiet ankommt. Er war ein klassischer Trainingsweltmeister, einer von der Sorte, die in der Vorbereitung 15 Mal treffen, in der folgenden Saison aber kaum noch Gefahr vor dem gegnerischen Kasten ausstrahlen.
Vielleicht habe ich ihn deshalb so gemocht, weil er eine gewisse Ähnlichkeit zu meinem VfL Bochum aufwies: stets bemüht, aber selten erfolgreich. Nur einmal war das anders, 1997 nämlich, als der VfL sensationell in den UEFA-Cup einzog. Erste Runde, Hinspiel in Trabzon, erste Minute: Elfmeter für den VfL, Baluszynski trat an und traf. Ich schrie den Fernseher an vor Glück, wenn auch nur der Videotext von dem freudigen Ereignis kündete. Für ein Livespiel war Bochum damals zu unsexy. Baluszynski hatte seinen Anteil daran, dass sich das zumindest für ein paar rauschhafte Wochen änderte. Und deshalb bleibt er für mich unvergessen.