Kaum hatte die Halbzeit so richtig begonnen, da hockte der VfL-Coach schon wieder alleine auf der Trainerbank mit einem Blick, der zum Fürchten Anlass gab.
Fast hatte man den Eindruck, sein Team hätte in den vorangegangenen 45 Minuten an die Desasterleistung Ende November gegen Ingolstadt angeknüpft und läge hoffnungslos zurück. Tatsächlich stand es aber zur Pause 0:0 und es war noch nichts passiert. Am Tag danach sprach RS mit dem „neuen Funkel“, der tags zuvor ziemlich offen und gnadenlos mit seinen am Ende siegreichen Schützlingen ins Gericht gegangen war.
Herr Funkel, erklären Sie uns doch bitte, was da in der Pause des Cottbus-Spiels in Ihnen vorgegangen ist!
Es war eine außergewöhnliche Situation. Wir haben in der ersten Halbzeit wirklich sehr, sehr schlecht Fußball gespielt, und das muss man dann auch einmal eingestehen und darf sich nicht in die Tasche lügen oder auch nur versuchen, die erste Halbzeit schön zu reden. Ich war ausgesprochen sauer und das habe ich der Mannschaft in der Pause auch ganz deutlich gesagt. Nach drei, vier Minuten bin ich dann raus aus der Kabine, weil ich mich abreagieren musste und da ist es dann besser, wenn ich alleine bin. Meine Mannschaft hat dann zumindest teilweise in der zweiten Halbzeit eine Reaktion gezeigt. Sie hat ein Stück weit besser gespielt, wenn auch nicht gut. Letztlich erfreulich war nur das Endergebnis. Dadurch sind wir im Kampf um die ersten drei Plätze gut dabei und das zählt letztlich.
Dennoch haben Sie viel emotionaler reagiert als beim Katastrophen-Spiel gegen Ingolstadt.
Ja, das ist richtig. Damals waren wir auch noch nicht so weit in der Entwicklung wie wir es heute sind. Damals waren wir noch nicht in der Lage, konstant gute Leistungen abzurufen, haben unseren Weg noch gesucht. Jetzt aber – nach 13 ungeschlagenen Spielen – erwarte ich, dass man im eigenen Stadion einfach besser und selbstbewusster auftritt. Das haben wir gegen Cottbus nicht geschafft und darüber war ich enttäuscht und ausgesprochen sauer.
Die indiskutable Leistung im ersten Abschnitt war aber keine Sache des Charakters?
Nein, die Charakterfrage hat sich für mich in keiner Sekunde gestellt, dafür kenne ich das Team mittlerweile zu gut. Aber einen schlechten Tag kann man auch haben, wenn man einen guten Charakter hat.
Aber wo lag Montag die Wurzel allen Übels?
Es war einfach so, dass gerade unser Herzstück, die drei Mittelfeldspieler, am Montagabend alle zusammen einen schlechten Tag gehabt haben. Das muss man so deutlich sagen. Das war in den Spielen zuvor nicht so und daran kann man erkennen, wie wichtig diese Positionen im Mittelfeld sind. Andreas Johansson, Christoph Dabrowski und Kevin Vogt haben zuletzt fast 90 Prozent der Spiele als Trio bestritten, deshab muss man Verständnis haben, wenn auch einer mal einen schlechten Tag erwischt. Wenn das Trio dann gemeinsam einem schlechten Tag erwischt wie am Montag, dann ist das für unser Spiel nicht gut. Das wurde jetzt mehr als deutlich. Angesichts Ihrer TV-Bilder orakelte der Live-Kommentator, dass zwei harte Wochen auf die Mannschaft zukommen.
Nein, das ist doch Blödsinn. Die Jungs haben doch nichts verbrochen, sie haben einfach nur einen schlechten Tag gehabt. Wir werden in den zwei Wochen ganz normal trainieren und zwei Testspiele bestreiten. Allerdings, wenn die Nationalspieler zurück sind, werden wir uns sicherlich die erste Halbzeit gegen Cottbus noch einmal gemeinschaftlich auf DVD anschauen und die Fehler ansprechen. Das mache ich nicht, um zu kritisieren, sondern um uns zu verbessern. Es ist schon sehr hilfreich, wenn man Spieler anhand von Aufnahmen aufzeigen kann, wie man in bestimmten Situationen etwas besser lösen kann. Das muss einfach sein, das werden die Jungs auch verstehen und ich bin überzeugt, das sie es im nächsten Spiel gegen Frankfurt deutlich besser machen.
Bestnoten verdiente sich am Montag nur das Publikum, oder ?
Ja, und ich fand es bemerkenswert, dass mein Trainerkollege Pele Wollitz das Verhalten unserer Zuschauer auf der anschließenden Pressekonferenz sogar angesprochen hat. Pele hat sich gewundert, dass unser Publikum trotz der katastrophalen Leistung in der ersten Halbzeit nicht unruhig geworden ist. Er hatte eigentlich damit gerechnet, dass es wüste Pfiffe gibt, die uns weiter verunsichern, aber das Gegenteil war der Fall. Unsere Fans haben fantastisch reagiert, uns permanent unterstützt und so hatten sie einen erheblichen Anteil daran, dass es am Ende noch zu einem glücklichen Sieg gereicht hat. Ich finde es bemerkenswert, wie positiv sich die Stimmung in den letzten Monaten entwickelt hat.