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DFB-Psycholge getäuscht
"Keinerlei Hinweise auf Erkrankung"

Enke: DFB-Psycholge wurde getäuscht
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Robert Enke hat auch Hans-Dieter Hermann, den Psychologen bei der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, in Bezug auf seine Depressionen getäuscht.

Hermann untersuchte Enke Anfang September vorsorglich auf Depressionen hin, in einem langen Gespräch in der Sportschule Barsinghausen habe es allerdings „keinerlei Hinweis auf diese Erkrankung gegeben“, sagte Hermann in einem Interview auf der Website des Deutschen Fußball-Bundes (DFB).

„Robert klagte zu dieser Zeit über Erschöpfungssymptome, für die zunächst kein medizinischer Grund gefunden werden konnte. Obwohl es keine konkreten Anhaltspunkte dafür gab, war ich gemeinsam mit unserem Mannschaftsarzt Professor Tim Meyer der Meinung, dass man auch eine mögliche Depressivität oder gar eine Depression in Betracht ziehen sollte, zumindest müsste ich es abklären“, sagte Hermann. In einem etwa einstündigen Gespräch habe es dann für ihn keinerlei Hinweis auf diese Erkrankung gegeben: „Im Gegenteil, Robert beschrieb sich außerhalb dieser Müdigkeit als privat und sportlich glücklichen Menschen mit klaren Zukunftsideen. Natürlich frage ich mich heute auch wie jeder von uns: Hätte ich hier etwas erkennen können, wenn ich hartnäckiger nachgefragt hätte? Andererseits - was wir aber damals nicht wussten - war er ja in Behandlung und somit bereits in den richtigen Händen.“


Enke hatte am Dienstag Selbstmord begangen. Seine Witwe Teresa und sein behandelnder Arzt Dr. Valentin Markser berichteten tags darauf von Enkes Depressionen, die er jahrelang aus Angst vor den Konsequenzen der Öffentlichkeit verheimlicht hatte. Nach Enkes Selbstmord bietet Hermann den Nationalspielern weiterhin psychologische Betreuung an. „Wir saßen am Mittwoch schon mit der Mannschaft zum Gedankenaustausch ausführlich zusammen und werden dieses Angebot von Seiten der Trainer, des Managers und auch mir weiter aufrechterhalten.“ Auf freiwilliger Basis sollten „diejenigen aus der Mannschaft, die ihre Gedanken mitteilen oder ordnen wollen, jederzeit Ansprechpartner finden - bei Bedarf natürlich auch über die gemeinsame Zeit im Kreis der Nationalmannschaft hinaus“, sagte Hermann.

Enke beschrieb er als „sensibel, aber absolut souverän und auf den Sport bezogen ziel- und leistungsorientiert“.

Robert Enke zeigte trotz seiner Depressionen starke Leistungen (Foto: firo).

An sein Innerstes habe Enke verständlicherweise nur ganz wenige Menschen herangelassen, „letztlich tragischerweise niemanden mehr“. Enke habe sich offensichtlich vor Jahren eine „kaum erkennbare Schutzhülle aufgebaut“, mit der er sich abschirmen konnte. „Wie stark er war, merkt man daran, dass er trotzdem konstant gute Leistungen im Fußball gezeigt hat“, sagte Hermann. Die Frage nach dem „Warum?“ könne niemand verlässlich beantworten, so Hermann weiter: „Die Dramatik der Ereignisse lässt jedoch den Schluss zu, dass sich Robert insbesondere in den letzten Tagen in einer für ihn absolut ausweg- und hoffnungslosen Situation befunden haben muss, die zu dieser Unumkehrbarkeit der Abläufe geführt hat.“

Hoher Leistungsdruck, eine hohe Erwartungshaltung und mangelnde Erholung will Hermann nicht als Hauptgründe für Depressionen im Leistungssport gelten lassen. Dies sei in der Regel kein Problem für Spieler, die sich qualifiziert haben in einer hohen Klasse oder der Nationalmannschaft zu spielen. „Schwierig wird es für sensible Spieler vor allem dann, wenn sie in der Öffentlichkeit lächerlich gemacht, sie beleidigt werden oder ihnen komplette Unfähigkeit vorgeworfen wird“, sagte Hermann. Dies werde umso stärker empfunden, je näher einem die Kritiker sind, „also zum Beispiel das eigene Publikum, die heimische Zeitung oder gar Funktionsträger des Vereins“. Hermann, der seit etwa 20 Jahren im Spitzensport tätig ist, habe immer wieder depressive Menschen erlebt und mit ihnen gearbeitet. „Die Anzahl ist höher als die bekannten Fälle, aber nicht so, dass man einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Leistungssport und Depression herstellen könnte“, sagte Hermann.

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