Trotz einer starken Anfangsphase hat Borussia Dortmund am Samstag vor 80.552 Zuschauern im prall gefüllten und seit Wochen ausverkauften Signal Iduna Park mit 1:5 (1:1) gegen Bayern verloren und damit die Heimserie von BVB-Coach Jürgen Klopp unfreiwillig reißen lassen. In 19 Partien, die der 42-Jährige zuvor als Chefcoach der Dortmunder im heimischen Stadion absolviert hat, gingen seine Borussen nie als Verlierer vom Platz (neun Siege, zehn Remis) - doch im 20. Auftritt präsentierte sich das Münchner Starensemble als Spielverderber und stürmte die Festung.
Dabei hatte es doch so gut angefangen: Ausgerechnet Mats Hummels, der Ex-Münchner, hatte die Borussen nach zehn gespielten Minuten in Führung geköpft, doch der Treffer des 20-Jährige sollte nicht reichen, um das Team von Louis van Gaal zu besiegen.
„Wir haben in der ersten Halbzeit nicht gut gespielt, weil meine Spieler das System des Gegners nicht verstanden hatten“, fasste der niederländische Trainer des Vizemeisters die ersten 45 Minuten treffend zusammen. Und doch reichte der Auftritt, um sich mit einem Unentschieden - Mario Gomez hatte per Kopf den Ausgleich erzielt (36.) - in die Pause zu retten.
Was dann in der Umkleide beider Teams passiert ist, muss in den nächsten Tagen noch aufgearbeitet werden. Denn während die Münchner auf einmal gar keine Probleme mehr mit dem Dortmunder 4-3-3-System hatten, ging bei den Schwarz-Gelben gar nichts mehr.
„Solange wir das neue System gespielt haben, sah es gut aus. Doch wir haben es nicht verstanden, damit nach dem Wechsel weiterzumachen“, analysierte BVB-Coach Jürgen Klopp, der hilflos mit ansehen musste, wie Bastian Schweinsteiger (49.), Franck Ribery (65.) und Thomas Müller (78., 88.) den Sieg der Gäste in die Höhe schraubten. Dennoch ging der frühere Mainzer nicht allzu hart mit seiner Mannschaft ins Gericht, sondern versuchte, der Niederlage positive Seiten abzugewinnen:
„Natürlich werden wir damit umgehen müssen, dass wir wieder fünf Gegentore kassiert haben. Aber ich denke, die Zuschauer haben gesehen, dass es die Mannschaft zunächst ganz ordentlich gemacht hat. Wir müssen das Positive mitnehmen, aber in den nächsten Wochen auch zeigen, dass wir Ergebnisse liefern können.“
Die Aufarbeitung der Niederlage, die in ihrer Art und Weise frappierend an die 0:5-Testspiel-Pleite gegen Real Madrid erinnerte, startete für den BVB noch auf dem Spielfeld. Nelson Valdez hatte sich zunächst um den niedergeschlagenen Kevin Großkreutz gekümmert, dann versammelte Klopp die gesamte Mannschaft um sich. Den genauen Wortlaut der Unterredung wollte der 42-Jährige anschließend nicht verraten. Nur so viel ging über die Klopps Lippen: „Nach so einen Spiel passiert viel Blödes, man macht sich Vorwürfe. Doch es war nicht alles schlecht, deshalb habe ich den Jungs meine Eindrücke geschildert, damit anschließend nicht elf Meinungen durch die Medien geistern.“
Und so klangen die Ausführungen der Dortmunder Profis im Anschluss an die zweite bittere Klatsche der Saison wie aus einem Munde. Für Abwechslung sorgte indes Klopp selbst. Auf die Vermutung eines Medienvertreters, dass es um die Stimmung der Borussen nach der Pleite wohl nicht allzu gut bestellt sei, entgegnete der BVB-Chef kurz und knackig: „Wessen Psyche nach so einem Spiel völlig in Ordnung ist, hat nicht alle Tassen im Schrank.“ Und auch van Gaal fand passende Worte, bevor er sich auf den langen Heimweg nach München machte: „1:5! Was willst du mehr?“