Hätte er mal auf die Bedenken seines guten Freundes gehört. Das werden sich sicherlich einige Fans des VfL Bochum denken. Doch Trainer Thomas Letsch hielt an seinem risikohaften Spielansatz fest, das 0:7 (0:4) beim FC Bayern München war die Quittung dafür.
"Ich habe im Vorfeld mit einem Freund von mir gesprochen, der sagte: 'Ist das dein ernst? Willst du das so angehen?'", sagte Letsch im Anschluss. "Ja, das ist unser Fußball, so haben wir Borussia Dortmund zuhause geärgert und unsere Punkte auswärts geholt."
Dass das in München auch nach hinten losgehen könnte? Ein kalkuliertes Risiko. "Wenn du einen mutigen Ansatz wählst und versuchst, den Gegner hoch zu attackieren und Räume gibst, dann ist es schwer mit deren Geschwindigkeit", wusste Letsch, fügte aber hinzu: "Wenn du tief stehst wie in Halbzeit zwei, haben wir auch drei gefangen."
Daher habe es auch nichts mit Naivität zutun. "Wenn du 0:7 verlierst, wird es natürlich den einen oder anderen und sogenannte Experten geben, die sagen: 'Wie kannst du so naiv beim FC Bayern München antreten?'" Das Spiel des VfL sei es eben nicht mehr, einfach abzuwarten. "Ja, vielleicht würden wir jetzt hier stehen und hätten drei oder vier Tore bekommen, wäre aber auch nicht besser."
In Halbzeit zwei sei die Botschaft gewesen, Charakter zu zeigen. "Dann haben Spieler, die in letzter Zeit auf hohem Level gespielt haben, individuelle Fehler gemacht." Die Folge waren der Elfmeter zum 0:5 und etwas später das 0:6.
Die obligatorische Frage, was so ein Ergebnis mit der Mannschaft mache, unterbrach Letsch direkt: "Gar nichts, überhaupt nichts. Wir haben 0:7 verloren, das tut jedem weh. Aber am Schluss ist es eine Niederlage, die es aufzuarbeiten und wegzustecken gilt und am Samstag gegen Gladbach ein anderes Gesicht zu zeigen."
Gegen einen Gegner, gegen den schon eher die für den Klassenerhalt benötigten Punkte geholt werden sollten. Auch wenn Letsch bereits warnte: "Borussia Mönchengladbach ist keine Hasentruppe, kein Spiel in der Fußball-Bundesliga ist ein Selbstläufer."
An seinem Ansatz wird Letsch festhalten. "Wir können nicht nach drei Spielen sagen, die Mannschaft ist überzeugt und jetzt nach einem Spiel, oh je, das ist ein Schicksalsspiel." Doch auch er kennt selbstverständlich das Folge-Programm.
"Natürlich ist es einfacher, zuhause gegen Gladbach einen Dreier zu holen, als in Leipzig oder Freiburg. Die kommen auch nicht mit der breitesten Brust zu uns." Dann wird der Freund von Letsch vermutlich schon eher mit der Herangehensweise einverstanden sein.