Hans-Joachim Watzke hatte am Montagabend ein Heimspiel. Dass ein Vereinsvertreter von Borussia Dortmund aber im eigenen Stadion nicht die vollständige Rückendeckung des Publikums genießen konnte, kommt nicht häufig vor. Doch den möglichen Investoreneinstieg, den der BVB-Geschäftsführer und Aufsichtsrats-Chef der Deutschen Fußball-Liga (DFL) gemeinsam mit DFL-Interimsgeschäftsführer Axel Hellmann (51, Eintracht Frankfurt) vor rund 300 Dortmunder Fans, die größtenteils der aktiven, kommerzkritischen Szene angehören, verteidigen musste, ist eben brisant.
Watzke war darum bemüht, Vertrauen zu schaffen. „Ich kämpfe nicht seit 20 Jahren für die 50+1-Regelung, nur damit ein Trojanisches Pferd durch die Hintertür kommt“, stellte der 63-Jährige klar. Das metaphorische Pferd ist ein möglicher Investor. Die DFL möchte ja zwei Milliarden Euro einnehmen, um international konkurrenzfähiger zu werden. Wie? Indem sie 12,5 Prozent der Medienrechte für die kommenden 20 Jahre verkauft. Auf der außerordentlichen DFL-Mitgliederversammlung am 24. Mai soll ein Konzept vorliegen.
Doch es gibt offene Fragen, insbesondere bei den Fans. „Mit diesem Konstrukt gehen bei den Fans sehr viele Ängste und Befürchtungen einher“, sagte Jakob Scholz von der BVB-Fanabteilung, die gemeinsam mit dem Bündnis „Südtribüne Dortmund“ zur Podiumsdiskussion geladen hatte. Im Kern geht es den Anhängern um die Frage, welchen Einfluss der Investor aufs operative Geschäft haben wird – und wie nachhaltig das Engagement wird. „Man muss sich doppelt und dreifach absichern“, bestätigte Watzke. Ein Punkt, der die Fans bewegt: eine weitere Zerstückelung des Spieltages. „Wir wollen definitiv keine weiteren Anstoßzeiten“, versicherte der BVB-Chef. Hellmann schloss zudem Spiele in Saudi-Arabien aus.
Nur in einem Punkt erhielt Watzke am Montagabend uneingeschränkten Applaus. Als das Schreckensszenario einer 13. oder 14. Deutschen Meisterschaft von Bayern München skizziert wurde, hakte der BVB-Chef ein: „Meister werden in diesem Jahr aber wir.“