Lothar Matthäus hat mit dazu beigetragen, dass es rund um den Profifußball inzwischen den Beruf des Zerlegers gibt. Als Experte für den Bezahlsender Sky lässt der deutsche Rekord-Nationalspieler in der Regel kein gutes Haar an Vereinen oder Personen, wenn es etwas zu kritisieren gibt. Nach dem irrwitzigen 2:1- (0:1)-Sieg des FC Schalke 04 über Werder Bremen bewies Matthäus aber, dass er es auch anders kann: „Dieses Siegtor gibt den Schalkern Hoffnung, dass sie auch im nächsten Jahr hier Bundesliga spielen können – das ist so geil.“
Sky-Moderator: Wissen nicht, ob Schalke Meister geworden ist
Sowohl Matthäus als auch Experten-Kollegin Tabea Kemme und Sky-Moderator Sebastian Hellmann war baff von den Emotionen, die sich nach dem Schlusspfiff in der Veltins-Arena entladen hatten. Dröhnende Gesänge der Fans in der Nordkurve, Schalke-Spieler Arm in Arm davor: „Wir sind uns gerade nicht sicher, ob Schalker Meister geworden ist oder ob es drei Punkte gegen Werder Bremen geholt hat“, sagte Hellmann beeindruckt.
Lothar Matthäus fühlte sich an seine Zeit als Spieler bei Inter Mailand erinnert, wo es auch immer eine unglaubliche Stimmung gab. „Wie sie dieses Spiel gewonnen haben, die Mannschaft im Verbund mit den Zuschauern“ , so der 62-Jährige, „das zeichnet Schalke, das erzeugt bei mir Gänsehaut.“ Schalke hätte die Partie gegen Bremen nach dem Rückstand durch Marvin Ducksch durch die Tore von Sepp van den Berg und Dominick Drexler „verdient gewonnen, weil sie daran geglaubt und viel investiert haben“.
Allerdings gab Matthäus auch zu: „Bei nur einem Punkt hätte ich sie abgeschrieben.“ Schalke bleibt durch den Sieg zwar mit 27 Punkten auf dem 17. Tabellenplatz, ist aber bis auf einen Zähler an den 16. VfL Bochum und den 15. VfB Stuttgart herangekommen. Der Abstand zu Hertha BSC, das am Sonntag beim FC Bayern antritt, beträgt nun fünf Punkte.
Lothar Matthäus sieht in Thomas Reis entscheidenden Faktor auf Schalke
Für Lothar Matthäus hat ein Mann besonderen Anteil daran, dass Schalke 04 noch mit dem Klassenerhalt liebäugeln kann: Trainer Thomas Reis. „Er hat seinen Glauben auf die Mannschaft übertragen“, so der Sky-Experte, „vor fünf, sechs Monaten hätte man den Schalkern keine Chance gegeben. So sind sie aber mit drei, vier anderen Mannschaften in der Verlosung – und die Chance werden sie nutzen.“
Allerdings: Schalke hat von allen Abstiegskandidaten das schwierigste Restprogramm. Es geht noch zum FSV Mainz 05 (5. Mai), zum FC Bayern München (13. Mai) und zu RB Leipzig (27. Mai), davor kommt Eintracht Frankfurt (20. Mai) als letzter Bundesligist der Saison in die Arena. „Sie haben das Gefühl, etwas Unmögliches möglichen zu machen – so kommt der Glaube zurück“, sagt Matthäus. Schalke 04 glaubt an den Klassenerhalt – „ich würde es ihnen wünschen, aber es wird trotzdem sehr schwer.“