Oliver Kahn senkte den Kopf und verharrte so einen Augenblick, bis er lospolterte.
"Ich weiß nicht, wer hier Deutscher Meister werden wollte? Es gab rote Trikots auf dem Platz, aber das war ganz bestimmt nicht unsere Mannschaft", schimpfte der Vorstandschef von Bayern München nach der 1:3 (1:0)-Blamage am Samstag beim FSV Mainz 05, durch die sich die Krise des Rekordmeisters weiter zuspitzt.
"Mit so einer Ausstrahlung wird es ganz schwer, Meister zu werden, aber wir werden keinen Millimeter nachgeben, auch nicht in dieser Saison", sagte Kahn.
Die mitgereisten Bayern-Fans pfiffen die Münchner nach Spielende wild gestikulierend aus. "Wir vergessen, das zweite Tor zu machen und sind nach dem 1:1 komplett auseinandergebrochen", konstatierte Bayern-Präsident Herbert Hainer.
Die Bayern sind Platz eins erst einmal los. Denn Borussia Dortmund steht nach dem furiosen 4:0 gegen Eintracht Frankfurt fünf Spieltage vor Schluss einen Punkt vor München.
Dass nach dem Aus in den Viertelfinals der Champions League und des DFB-Pokals das Aufbäumen fehlt, die desaströse Saison zumindest mit dem elften nationalen Titelgewinn in Serie zu beenden, machte Trainer Thomas Tuchel ratlos. "Die Mannschaft wirkt, als hätte sie schon 80 Spiele gemacht. Sie wirkt ausgelaugt", meinte der 49 Jahre alte Ex-Mainzer, der hier von 2009 bis 2014 seinen ersten Bundesliga-Trainerjob hatte und eine bittere Rückkehr erlebte.
Eine wirkliche Erklärung hatte er für den widerstandslosen Absturz in der zweiten Halbzeit, nach einer passablen ersten Hälfte mit dem Führungstor von Sadio Mané (29. Minute) nicht. "Ich weiß es nicht. Muss man mal abwarten, was das bedeutet, aber wir tun uns wahnsinnig schwer, Spiele zu gewinnen", sagte Tuchel. "Die Punkte weg, wie Sand durch die Hände." Es sei einfach zu viel passiert für die Mannschaft, "die kann sich nicht mehr auflehnen dagegen, wenn Dinge schieflaufen".
Statt Standpauken und Krisengesprächen verordnete er seinen Spieler eine dreitägige Pause bis Mittwoch, die „dringend für alle“ gebraucht würde, betonte Tuchel: "Weil Energie fehlt, und die holen wir uns nicht, wenn wir alle einbestellen und weitermachen.“ Auch Kapitän Thomas Müller begrüßte diese Auszeit, um sich von "der eigenen Familie wieder aufpäppeln" zu lassen. Denn: "Ich spüre eine gewisse Leere und Ratslosigkeit." wozi mit dpa