Ball aufheben, kurz mit dem Trikot trockenreiben, ein paar Meter Anlauf und Abwurf. Es ist ein Ablauf, der eigentlich recht wenig mit Fußball im traditionellen Sinne zu tun hat. Und dennoch hat es sich im Abstiegskampf des VfL Bochum zu einer Geheimwaffe entwickelt: Einwürfe.
Der Ausführende ist meist Christopher Antwi-Adjei. So wie am Freitagabend in Frankfurt, als er beim 1:1-Unentschieden den 1:0-Führungstreffer einleitete.
An der rechten Seitenlinie, etwa 25 Meter vor dem Tor, schleuderte er die Kugel mit viel Zug weit in den Strafraum. Dort verlängerte Ivan Ordets per Kopf auf den Fuß von Anthony Losilla. Der Franzose scheiterte an Kevin Trapp, Takuma Asano staubte ab.
„Jimmy (Antwi-Adjei , d. Red.) kann sehr weit werfen. Wir haben auch etwas Größenvorteile, gerade an diesem Tag“, sagte Patrick Osterhage bei DAZN. Bei der Eintracht fehlten mit Tuta (5. Gelbe Karte), Hrvoje Smolcic und Almamy Touré (beide verletzt) gleich drei Innenverteidiger. Doch hinter dem Erfolg der Einwürfe steckt mehr.
Für uns sind Standards wichtig im Abstiegskampf und da gehören Einwürfe dazu
Philip Hoffmann
Bereits am letzten Spieltag gegen RB Leipzig hatte Antwi-Adjei das 1:0 per Einwurf eingeleitet, im Hinspiel gegen Eintracht Frankfurt (3:0) bereitete er auf diese Art und Weise direkt einen Treffer vor. Der VfL Bochum trainiert diese Situationen, studiert sie regelrecht ein. Wer ist dafür verantwortlich?
„Erst müssen wir Jimmy herausheben, dass er den Ball bis ich weiß nicht wo hin werfen kann“, stellte Thomas Letsch klar. Für die Offensivstandards ist jedoch Jan Fießer zuständig. „Das ist ein klares Muster, das funktioniert gut. Ob es hier genau so geplant war, dass ein Abpraller bei Asano landet, sei dahingestellt“, schmunzelte der 53-jährige Trainer und ergänzte: „Fakt ist, dass wir wieder nach einem langem Einwurf zum Torerfolg kamen. Wir wussten, dass wir hier in Frankfurt nicht viele Chance kriegen würden.“
Es ist klar, dass der VfL Bochum gegen Kaliber wie Eintracht Frankfurt und RB Leipzig spielerisch nicht mithalten kann. Um so signifikanter ist es, dass das Team andere Mittel findet, Punkte zu holen. „Für uns sind Standards wichtig im Abstiegskampf und da gehören Einwürfe dazu“, betonte Philip Hoffmann, der wie Ordets oft die Rolle des „Verlängerers“ spielt.
Weitere Varianten könnten bald folgen. „Wir werden uns weiter was einfallen lassen“, betonte Osterhage. „Man sieht, wir schießen Tore dadurch“. Und diese haben dazu geführt, dass der VfL Bochum nun seit drei Spielen ungeschlagen ist und fünf Punkte Vorsprung auf die Abstiegsplätze hat.