Der Rücktritt von Rouven Schröder als Sportdirektor des FC Schalke 04 am Mittwoch war sicherlich ein Hammer. Der charismatische Architekt der Aufstiegsmannschaft hatte bei den Anhängern der Königsblauen innerhalb von kürzester Zeit nach dem kläglichen Abstieg in der Saison 2020/21 nicht nur durch das Zusammenstellen der Aufstiegsmannschaft unter schwierigsten Rahmenbedingungen für Aufbruchstimmung gesorgt, sondern ihnen durch sein bodenständiges und volksnahes Auftreten auch wieder ein Stück Identität zurückgegeben. Daran konnten auch die vermeintlichen Fehlgriffe in dieser Saison nicht viel ändern. „Don Rouven“ hatte zwar vor allem durch die Verpflichtung von Frank Kramer an Kredit verloren, aber er war auch zweifelsfrei das Gesicht des neuen Schalke.
Deshalb wird es für einen neuen Sportdirektor nun schwierig, diese Lücke auszufüllen. Er muss nicht nur zu einem erneut schwierigen Zeitpunkt die sportliche Situation in den Griff bekommen und eine unsichere Zukunft planen, sondern auch den Aufbruch in das „Zurück zum wir“ weiterhin überzeugend vertreten und moderieren.
Schalke: Auf Sicht möchte Gerald Asamoah einen Sportdirektor-Posten bekleiden
Deshalb darf man gespannt sein, wen die Verantwortlichen aus dem Hut zaubern. Einer, der in der Vergangenheit bereits geäußert hat, dass der Sportdirektor-Posten irgendwann sein Ziel ist, ist Gerald Asamoah. Ob man dem Teammanager aus dem eigenen Stall die Aufgabe schon zutraut, wird man sehen.
In diesem Zusammenhang bringen viele Fans auch den Namen Horst Heldt ins Spiel. Von 2010 bis 2016 war Heldt bei den Knappen tätig, nach der Entlassung von Felix Magath im Frühjahr 2011 bis zum Sommer 2016 als Sportdirektor, bis ihn Ex-Aufsichtsratschef Clemens Tönnies durch Christian Heidel ersetzen ließ.
Insofern ist es interessant, was der Ex-Manager zu diesem Thema zu sagen hat. „Ich war am Telefon, als die Meldung gerade ins Telefon hineinkam und es hat mich natürlich total überrascht, weil man damit jetzt gar nicht rechnen konnte“, sagte Heldt bei "sky". „Es ist ein ziemlich ungewöhnlicher Zeitpunkt. Und persönliche Gründe. Natürlich ist es auch sehr spekulativ, was so ein Statement beinhaltet.“
Es sei klar, dass nun die Spekulationen über die wirklichen Gründe ins Kraut schießen. „Aus persönlichen Gründen, da fragt sich natürlich jeder: Was ist da passiert? Haben die sich nicht verständigt, was die Trainerkandidatur angeht? Das lässt einfach recht viel Spielraum an Spekulationen und das tut natürlich einem aufgeregten Verein auch insgesamt nicht gut.“
Diese Entscheidung ist zu einem tatsächlich sehr, sehr ungünstigen Zeitpunkt getroffen worden
Horst Heldt
Heldt befürchtet, dass es trotz des neuen Trainer Thomas Reis auch Auswirkungen auf die Mannschaft hat, die ja komplett von Schröder zusammengestellt ist. „Das schafft Alibis“, meint Heldt. „Die Unruhe ist jetzt sicherlich nicht förderlich für das, was sie zu bewerkstelligen haben, schleunigst möglichst viele Punkte zu sammeln, um in der Liga zu bleiben.“
Und das sei ohnehin schon eine Mammutaufgabe. Heldt: „Diese Entscheidung ist zu einem tatsächlich sehr, sehr ungünstigen Zeitpunkt getroffen worden. Warum auch immer? Da kann man nur spekulieren. Ich weiß es nicht.“
Ob er sich eine erneute Anstellung bei Schalke 04 vorstellen kann, sagte er nicht. Er ist aber auch nicht danach gefragt worden. Bis heute unvergessen bei den S04-Anhängern sind seine Tränen, die er nach seinem Abschied auf Schalke nach sechs Jahren Tätigkeit in Gelsenkirchen vergoss. Fakt ist: Der letzte Titel – abgesehen von der Zweitligameisterschaft – fiel mit dem Sieg im DFB-Pokal 2011 in seine Amtszeit.