Nach 122 Bundesligaspielen, 101 Zweitliga-Begegnungen, 25 Süper-Lig-Einsätzen und fünf Partien für Deutschland beendete Sidney Sam in diesem Sommer seine Karriere. Er arbeitet nun an einer Trainer-Laufbahn.
RevierSport hat vor dem Ruhrpott-Derby (Samstag, 18.30 Uhr, RevierSport-Liveticker) in der Fußball-Bundesliga zwischen FC Schalke 04 und VfL Bochum mit Sam, einst einer der schnellsten Bundesligaspieler, gesprochen. Die Fans der Klubs werden es wissen: Sidney Sam spielte in seiner Karriere sowohl für S04 als auch den VfL.
Sidney Sam, was sagen Sie zum Saisonstart Ihrer Ex-Klubs?
Es war eigentlich schon vor dem Start klar, dass es sowohl für Bochum als auch Schalke um den Klassenerhalt gehen wird. Beim VfL bewahrheitet sich einmal mehr diese Bundesliga-Floskel, dass das zweite Jahr für einen Aufsteiger immer härter ist. Aber das ist auch einfach der Fall. Denn wenn ein Aufsteiger performt, so wie es der VfL in der vergangenen Saison getan hat, dann werden der Mannschaft oft die besten Leute weggekauft. Bochum hat Maxim Leitsch, Armel Bella Kotchap und Sebastian Polter verloren. Das sind schon gute Jungs, die nicht mehr dabei sind. Bochum wird es schwer haben, das hat man an den ersten Spieltagen deutlich gesehen. Aber ich hoffe, dass sie drinbleiben. Jungs wie Manuel Riemann, Anthony Losilla oder Kevin Stöger kenne ich noch. Auch Patrick Fabian und der ganze Betreuerstab sind mir noch gut bekannt.
Ich bin als deutscher Nationalspieler mit ganz anderen Erwartungen nach Gelsenkirchen gekommen. Der Verein ist aber toll. Die Fans sind eine Macht, in Deutschland, in Europa. Umso größer war meine Enttäuschung, dass ich diesen Fans nie den wahren Sidney Sam zeigen konnte.
Sidney Sam
Und Schalke?
Hier ist es ähnlich. Schalke ist mit großer Euphorie in die Bundesliga zurückgekehrt, wartet aber auch noch auf den ersten Sieg. Das ist kein Zufall. Schalke fehlen einfach die Unterschieds-, die Qualitätsspieler. Bis auf Simon Terodde, der gefüttert werden muss, sehe ich solche Spieler nicht im Schalker Kader. Da reicht es einfach nicht für mehr, sich nur gegen den Abstieg zu wehren. Für Schalke und Bochum wird es darum gehen, im Kollektiv stark zu sein, gute Phasen, Wochen zu erwischen und zu punkten. Hier geht es wirklich nur über die Gemeinschaft. Union Berlin dürfte für alle Klubs in dieser Hinsicht ein großes Vorbild sein.
Welche Erinnerungen haben Sie an ihre Bochum-Zeit?
Insgesamt war es eine schöne Zeit. Aber es gab da auch kleinere, interne Querelen. Doch am Ende des Tages habe ich mich sehr wohl gefühlt. Bochum ist ein cooler Verein, mit einen besonderen, sehr angenehmen Umfeld.
Schalke dürfte da aber noch um einiges größer sein, oder? Wie haben Sie Schalke kennengelernt?
Ich kam zu einer Champions-League-Mannschaft. Der Klub hatte große Erwartungen und ich hatte diese. Leider haben mich viele Verletzungen zurückgeworfen und ich konnte auf Schalke nie so ganz Fuß fassen. Ich bin als deutscher Nationalspieler mit ganz anderen Erwartungen nach Gelsenkirchen gekommen. Der Verein ist aber toll. Die Fans sind eine Macht, in Deutschland, in Europa. Umso größer war meine Enttäuschung, dass ich diesen Fans nie den wahren Sidney Sam zeigen konnte.
Sie sind 34 Jahre alt und haben Ihre Karriere beendet. Warum?
Ich stand zuletzt in der Türkei bei Antalyaspor unter Vertrag. Wir haben gemeinsam mit der Familie entschieden, dass wir aus Düsseldorf nicht mehr weg wollen. Leider habe ich dann auch keine Bundesliga-Angebote mehr erhalten. Ich hätte noch einmal weit weg, ins Ausland gehen können, aber das wollte ich nicht mehr, das wollten wir nicht mehr.
Bayer Leverkusen: 126 Spiele, 36 Tore, 24 Vorlagen
1. FC Kaiserslautern: 61 Spiele, 15 Tore, 14 Vorlagen
VfL Bochum: 43 Spiele, zwei Tore, vier Vorlagen
Antalyaspor: 30 Spiele, drei Tore, keine Vorlage
SCR Altach: 23 Spiele, sechs Tore, acht Vorlagen
SV Darmstadt 98: 13 Spiele, zwei Tore, eine Vorlage
Hamburger SV: 5 Spiele, kein Tor, keine Vorlage
Hamburger SV II: 47 Spiele, acht Tore, eine Vorlage
FC Schalke 04: 22 Spiele, kein Tor, eine Vorlage
FC Schalke 04 II: 12 Spiele, drei Tore, zwei Vorlagen
Was machen Sie heute?
Ich mache eine Trainerausbildung bei Bayer Leverkusen. Das Ziel ist die "B+ Lizenz". Wenn alles nach Plan verläuft, dann habe ich die Lizenz im November in der Hand. Ich freue mich, dass ich diese Ausbildung bei Bayer absolvieren kann. Der Verein ist hoch professionell aufgestellt und hier arbeiten im Nachwuchsleistungszentrum tolle Trainer, von denen ich mir einiges abschauen kann. Überhaupt macht mir die Arbeit mit jungen Talenten viel Spaß. Ich mag es sie zu fördern und zu fordern. Hier, als Trainer in einem NLZ, sehe ich auch meine Zukunft.
Juckt es dann doch nicht manchmal in den Füßen?
(lacht) Klar, juckt es. Dann spiele ich mit meinen Kindern im Garten. Ich habe auch überlegt im Amateurfußball weiterzumachen. Aber aktuell habe ich dafür keine Zeit. Vielleicht wird man mich in Zukunft mal in der Kreisliga sehen. Mal schauen.
Wer gewinnt das Spiel am Samstag: Schalke oder Bochum?
Schwere Kiste. Beide sehen in dem jeweiligen Gegner die Chance, den Knoten platzen zu lassen. Beide sind noch sieglos. Es ist ein Derby. Ich will mich auf kein Ergebnis festlegen. Aber: Es wird ein spannendes, von der Atmosphäre her tolles Spiel.