Er war einer der emotionalsten, verrücktesten und größten Anhänger des FC Schalke 04 - doch nun, und das ist für viele Fans der Königsblauen unvorstellbar, schweigt eine bedeutsame Stimme. Hassan Talib Haji wurde von seiner Familie am Freitag tot aufgefunden. Die Anteilnahme in den Sozialen Netzwerken ist riesig.
In Mombasa in Kenia wurde er geboren, seine Mutter stammt aus Somalia, sein Vater aus Indien. Der Vater starb, als Hassan Talib Haji ein Baby war. Die Mutter verliebte sich in einen deutschen Fabrikarbeiter, zog zu ihm nach Kleve am Niederrhein. Der Stiefvater nahm den Jungen mit ins Parkstadion - und für ihn war es, wie es in einem Fan-Song heißt, "eine Liebe, die niemals endet". In Deutschland fühlte er sich immer wohl, allerdings hatte das nicht nur mit Schalke zu tun. "Man hat es mir sehr leicht gemacht. Ich hatte selten das Gefühl, hier fremd zu sein. Ich bin wie ein deutscher Junge aufgewachsen, sehe nur nicht so aus", sagte er einmal in einem Interview.
Ein schwerer Schicksalsschlag veränderte 2007 sein Leben. Bei einem Fenstersturz in Bremen brach er sich die Wirbelsäule, saß fortan im Rollstuhl. Er zog zurück nach Kleve, brauchte sehr lange, um sich an die neue Lebenssituation zu gewöhnen. Es war vor allem die Liebe zu Schalke, die ihm dabei half.
Hassan Talib Haji zog nach Gelsenkirchen, wohnte einen Steinwurf von der Arena entfernt. Er, der schon immer gern schrieb, führte im Internet einen Schalke-Blog, den er "Hassans Corner" nannte. Er baute sich ein beachtliches Netzwerk auf. Beim Portal Goal.com wurde er für einige Jahre Schalke-Reporter, er führte viele Interviews mit Profis, Managern und Trainer.
Andere Portale beschäftigten ihn zudem als Kolumnisten, zum Beispiel auch RevierSport. Suchten Medien einen Fan für ein Interview, kamen sie häufig auf Hassan Talib Haji. In Sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter machte er sich einen Namen mit seiner unverwechselbaren Art, er hatte Tausende Follower. Kaum einer konnte so heftig streiten, auch über vermeintlich leichte Themen, um dann wenige Minuten später zu einer virtuellen Umarmung aufzurufen.
Der Tod von Hassan Talib Haji bestürzte nicht nur alle Schalker. Auf Twitter meldeten sich Fans vieler Vereine. Seine Schwester Nadia postete eine emotionale Verabschiedung: "Mögen deine Liebe, deine Güte und deine unglaubliche Sympathie stets in den Gedanken der Menschen sein." Dann bedankte sie sich noch: "Kann nicht fassen, dass sein Tod so viele Menschen verbindet! Ich danke jedem Einzelnen für die Anteilnahme!"