Für seine Transferoffensive erhält Sebastian Kehl Lob von allen Seiten. "Top-Leute mit großer Qualität" hätte der neue Sportdirektor von Borussia Dortmund verpflichtet, sagte Kapitän Marco Reus. Die fünf Neuen für den nächsten Angriff auf Bayern München seien "Spieler, die sehr wichtig für uns sein können" - doch bei aller Vorfreude bleibt ein Problem: Abgänge gibt es (noch) nicht.
Dabei wären diese zwingend erforderlich, um den Kader auszudünnen, durch Corona hervorgerufene Verluste zu kompensieren - und Geld für noch mehr Transfers zu schaffen. Erster Streichkandidat ist dabei Nico Schulz, im Trainingslager in Bad Ragaz absolvierte der frühere Nationalspieler hauptsächlich Übungen abseits der Mannschaft. Angeblich stehen auch Julian Brandt sowie Emre Can auf der Verkaufsliste, dazu Thorgan Hazard und Manuel Akanji.
Kehl, der den Kader in enger Abstimmung mit Trainer-Rückkehrer Edin Terzic zusammenstellt, hatte ausgegeben, nur Spieler zu verpflichten, die „so richtig Bock auf diesen Verein haben“. Sebastien Haller und Karim Adeyemi für die Offensive, die Nationalverteidiger Niklas Süle sowie Nico Schlotterbeck als neues Abwehrduo und Salih Özcan als Abräumer im Mittelfeld - sie alle erfüllten diese Voraussetzung.
Kaum Interessenten für Streichkandidaten
Anders sieht es bei Akanji aus. Der Schweizer hatte in der vergangenen Saison mehrere Angebote auf eine Verlängerung seines im kommenden Sommer auslaufenden Vertrages ausgeschlagen - und sich damit seine Zukunft beim BVB wohl verbaut. Neben den neuen Innenverteidigern Süle und Schlotterbeck ist da noch Mats Hummels, der um seinen Stammplatz kämpft und im internen Ranking vor Akanji liegt.
Akanji will wechseln, nach Informationen von Sport1 soll er bereits mehrere Angebote italienischer Vereine abgelehnt haben. Akanji träumt wohl von einem Transfer zu Manchester United in die Premier League, auf Gegenliebe stößt er dort aber bislang nicht. In den nächsten Tagen soll es in Bad Ragaz zu einem Treffen der BVB-Verantwortlichen und des Managements des Schweizers kommen.
Bei den anderen Streichkandidaten sieht die Lage komplizierter aus. Linksverteidiger Schulz ist noch bis 2024 unter Vertrag - er spielt zwar keine Rolle mehr, kassiert aber geschätzt sechs Millionen Euro im Jahr. Auch für Hazard, Can oder Brandt gibt es dem Vernehmen nach keine Angebote und schon gar nicht solche, die in Sachen Ablöse für den Verein und Gehalt für den Spieler attraktiv wären.
Raum-Transfer derzeit finanziell nicht machbar
Hartnäckig hält sich das Gerücht über das Interesse des BVB an Nationalspieler David Raum. Der Außenverteidiger soll sich einen Wechsel von der TSG Hoffenheim nach Dortmund laut Sky-Informationen durchaus vorstellen können. Der Haken an der Sache ist die im Raum stehende Ablösesumme von etwa 30 Millionen Euro, die der BVB nicht stemmen kann und will.
Kehl bleibt bis zum Saisonauftakt nur noch wenig Zeit, um zu zeigen, dass er nicht nur ein guter Käufer, sondern auch Verkäufer ist. Die Zeit drängt: Schon am 29. Juli steht im DFB-Pokal beim Drittligisten 1860 München das erste Pflichtspiel an, eine Woche später beginnt die neue Bundesliga-Saison mit dem Duell gegen Bayer Leverkusen.