Der Job von Thomas Reis ist alles andere als ein Selbstläufer. Der 48-Jährige kann sich nicht auf den Erfolgen der Vergangenheit ausruhen – er muss sich neuen Herausforderungen stellen. Denn die kommende Saison bringt für den Trainer des VfL Bochum viele Veränderungen mit sich. Die Rolle der Bochumer hat sich gewandelt: Sie sind nicht mehr die überraschenden Aufsteiger, die vielleicht von manch Etabliertem in ihrer ersten Bundesliga-Saison nach jahrelanger Abwesenheit unterschätzt wurden.
Es gibt ja genug Beispiele von talentierten Profis, die letztlich doch an ihrer Einstellung gescheitert sind
Thomas Reis
Sie kämpfen nun in ihrem zweiten Jahr erneut um den Klassenerhalt – und das mit einer komplett durcheinander gewirbelten Mannschaft. Stützen wie Maxim Leitsch, Sebastian Polter, Milos Pantovic, Robert Tesche oder auch Armel Bella Kotchap haben den Verein verlassen. Letzterer hatte beim VfL für Aufsehen gesorgt – und galt deshalb als hoffnungsvolle Einnahmequelle. Der Plan ging auf: Der 20 Jahre alte Verteidiger wechselte für die Bochumer Rekordablöse von mindestens zehn Millionen Euro zum FC Southampton in die Premier League. Sein mittlerweile Ex-Trainer Thomas Reis traut ihm eine große Karriere zu: „Im Grunde bringt er alles mit, um irgendwann Nationalspieler zu sein oder in der Champions League zu spielen“, sagte er im Interview mit dem Kicker. Er traue dem deutschen U21-Nationalspieler „diesen Weg zu“ – jedoch nur, „wenn er klar im Kopf ist“.
Transfers von Bella Kotchap und Co. brachten dem VfL Bochum rund 16 Millionen Euro
Damit spricht Reis an, was auch beim VfL Bochum für Probleme gesorgt hatte. Immer wieder war Bella Kotchap wegen Disziplinlosigkeiten aufgefallen und wurde von seinem Trainer aus dem Kader gestrichen. Genau deshalb setzt Reis auch ein Fragzeichen hinter den sportlichen Aufstieg des Talents: „Es gibt ja genug Beispiele von talentierten Profis, die letztlich doch an ihrer Einstellung gescheitert sind.“
Dem VfL Bochum brachten Transfers wie die von Bella Kotchap in dieser Saison bislang rund 16 Millionen Euro ein. „Trotzdem haben wir nach wie vor keinen Goldesel im Keller und müssen weiter daran arbeiten, dass unsere Transfers funktionieren“, sagte VfL-Trainer Reis.
Trainer Reis arbeitet mit dem VfL Bochum am "dritten Wunder"
Dabei ist vor allem der Trainer gefragt, er muss die Mannschaft zu einem funktionierenden Gefüge zusammenbringen. Das 1:1 im Test beim Oberligisten 1. FC Mohnheim am Mittwochabend möchte er aber nicht überbewerten – schließlich stehen ihm noch längst nicht alle Profis zur Verfügung. Sein Ziel ist dennoch völlig klar: „Wir arbeiten am dritten Wunder nach dem Aufstieg und den Klassenerhalt im vorigen Jahr.“
Seit 2019 ist Reis Trainer beim VfL, 2021 führte er den Ruhrgebietsverein zurück in die Bundesliga, dort erlebte er eine verblüffende Saison mit Siegen gegen Bayern München und Borussia Dortmund. Er selbst hat beim VfL noch einen Vertrag bis 2023 – die Laufzeit spiele für seine Leistungsbereitschaft aber keine Rolle, sagt er: „Ob mein Vertrag ausläuft oder nicht, ich bin mit vollem Einsatz dabei, lasse mich nicht beirren und mache meinen Job nach wie vor mit großer Begeisterung.“ Diese wird er für die anstehenden Herausforderungen auch brauchen.