Am Montag wird erst mal alles sein wie bisher. Wenn die Spieler von Borussia Dortmund abseits der Öffentlichkeit zur Leistungsdiagnostik erstmals nach der Sommerpause zusammenkommen, wird Mats Hummels dabei sein. Und Niklas Süle und Nico Schlotterbeck werden fehlen. Der Grund dafür ist aber genau der, der in die Abwehr-Thematik des Fußball-Vizemeisters Brisanz bringt: Schlotterbeck und Süle haben wegen ihrer Einsätze im Nationalteam noch Sonderurlaub. Hummels fehlte dort. Und muss fürchten, auch beim BVB vom jüngeren und dynamischeren Duo bald verdrängt zu werden.
Schlotterbeck (22) und Süle (26) sind auch beim BVB die Zukunft, das ist klar. Die Frage ist: Wie viel Gegenwart ist der 33 Jahre alte Hummels, der in seine 13. BVB-Saison geht und 427 Pflichtspiele für die Borussen absolviert hat? Im Vorjahr aber Teil einer Abwehr war, die mit 52 Gegentreffern nur eines weniger kassierte als Absteiger Bielefeld?
Erst einmal wird Hummels froh sein, dass ab Montag wieder sportlich über ihn berichtet wird statt in irgendwelchen Klatschportalen über sein Privatleben - auch wenn er die Berichterstattung stets humorvoll begleitete. Und auch mit der sportlichen Situation geht er souverän um. Angeblich war er ein Befürworter der Transfers des Ex-Bayern Süle und des aus Freiburg kommenden Schlotterbeck. Nachdem er sich im Vorjahr oft mit Patellasehnen-Problemen auf den Platz quälte, dürften ihm die beiden in dieser Hinsicht sogar Druck nehmen.
In anderer Hinsicht sind sie aber sicher Ansporn. Freiwillig wird er seinen Platz nicht räumen. Und er wird versuchen, den zeitlichen Vorsprung von knapp zwei Wochen zu nutzen, um sich vor dem Einstieg der Konkurrenten bei Trainer-Rückkehrer Edin Terzic zu empfehlen. Spekuliert wird auch über eine Dreierkette, in der Hummels als Mittelmann die beiden jüngeren Kollegen führt. Das akute Interesse des BVB an Nationalspieler David Raum spricht dagegen - denn der ist Außenverteidiger. Außerdem hat Terzic in seiner ersten Amtszeit bei den Profis von Dezember 2020 bis Juni 2021 in 32 Pflichtspielen nur einmal mit einer Dreierkette spielen lassen.
Klar ist: Im Gegensatz zu Manuel Akanji, mit dessen Abgang und Einnahmen man in Dortmund immer noch rechnet, und Emre Can, der bei einem entsprechenden Angebot wohl gehen dürfte, war ein Abschied von Hummels in diesem Sommer nie ein Thema. Nicht unwahrscheinlich ist aber, dass die kommende seine letzte Saison im BVB-Trikot wird. Bei Spielern „deutlich jenseits der 30 muss man gucken, wie lange er noch in der Lage ist, Top-Leistungen abzuliefern“, sagte Club-Chef Hans-Joachim Watzke auf die Frage nach Hummels und dem ebenfalls ins letzte Vertragsjahr gehenden Kapitän Marco Reus Ende April in einem Talk der „Ruhr Nachrichten“: „Warum sollen wir anderthalb Jahre vorher ohne Not verlängern, wenn sich dann vielleicht irgendwann herausstellt, dass der Spieler es für die nächste Periode nicht mehr schafft? Deshalb warten wir das ab.“
Doch unabhängig von seinem sportlichen Wert kommt Hummels erst einmal die wichtige Rolle zu, Süle und vor allem Schlotterbeck quasi einzuarbeiten. Vor allem für letzteren wird er wohl zur wichtigen Bezugsperson. „Als ich in den entscheidenden Jugendphasen war, war Mats mit der beste Innenverteidiger in Deutschland und der Welt“, sagte Schlotterbeck: „Wenn man mit ihm in einem Team spielen darf, macht einen das unendlich glücklich.“