Aus der Kabine tönten schon die Ballermann-Hits, da erteilte Antonio Di Salvo seinen U21-Fußballern schmunzelnd offiziell die Party-Erlaubnis. „Ich denke, dass ich heute nicht nur eins, sondern auch zwei Augen zudrücken werde“, sagte der Coach, der selbst „nicht nur bei Wasser“ bleiben wollte. Zuvor hatte sich sein Team in Osnabrück mit einem 4:0 (2:0) gegen Ungarn schon einen Spieltag vor Schluss das EM-Ticket gesichert. Mittelfeldspieler Angelo Stiller kündigte grinsend an: „Klar, feiern muss schon mal sein.“
Zum sechsten Mal in Folge ist die wichtigste Nachwuchs-Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes für eine EM-Endrunde qualifiziert, wo sie im kommenden Jahr in Georgien und Rumänien den Titel ihrer Vorgänger verteidigen will. Selbstverständlich war das EM-Ticket für die junge Auswahl dennoch nicht, vor allem nach dem 0:4 gegen Polen im November als Tiefpunkt. „Ich denke schon, dass wir darauf stolz sein können“, sagte Kapitän und Torschütze Jonathan Burkardt. Die übrigen Treffer steuerten Youssoufa Moukoko, Tom Krauß und Lazar Samardzic bei.
Ansetzung war "natürlich ungünstig"
Der dicke Verband um Stillers Knie verriet jedoch, dass die U21 nach der geschafften Qualifikation nicht uneingeschränkt Grund zum Feiern hatte. Stiller zog sich eine Prellung zu, Jamie Leweling musste früh mit Verdacht auf einen Außenbandriss im Sprunggelenk ausgewechselt werden. Malick Thiaw verletzte sich am Kopf, spielte aber weiter. „Das ist sehr bitter“, sagte Di Salvo, der auch mit der Ansetzung der Partien fast drei Wochen nach dem Saisonende haderte: „Der Termin ist natürlich ungünstig. Viele Jungs waren schon im Urlaub.“
Dennoch will die U21 am Ende einer langen Saison noch einmal alles reinhauen - denn am Dienstag steht in Lodz gegen Polen (18.00 Uhr/ProSieben Maxx) ein besonderes Spiel zum Abschluss der Quali an. Das 0:4 gegen die Polen im Hinspiel war die einzige Niederlage in der Qualifikation. „Wir wollen auf jeden Fall unsere Revanche“, kündigte Stiller an. Im Nachhinein betrachtet war die Pleite aus Sicht von Di Salvo jedoch auch entscheidend für die steile Entwicklung des Teams: „Wichtig war, dass wir damit sehr kritisch umgegangen sind.“
Anschließend gewann seine Auswahl alle Spiele zu null und entwickelte sich auch spielerisch weiter. Ein Jahr Zeit hat Di Salvo nun, um seinen EM-Kader zu finden und seine Mannschaft auf die große Herausforderung Titelverteidigung vorzubereiten. „Wir werden die Zeit nutzen und gegen große Nationen testen“, kündigte der 42-Jährige an. „Da werden wir sehen, auf welchem Stand die Mannschaft ist.“
Die Entwicklung in den vergangenen Monaten macht den Coach und sein Trainerteam jedenfalls schon mal stolz. „Es macht mir unheimlich viel Spaß, mit der Mannschaft zu arbeiten“, sagte Di Salvo. Das Team selbst traut sich inzwischen sogar, von großen Erfolgen zu träumen. Kapitän Burkardt, der bereits beim Triumph 2021 dabei war, sagte zu den Titel-Chancen und der Entwicklung der neuen U21 unter Di Salvo: „Wenn es weiter in die richtige Richtung geht - warum nicht?“