VfL Bochum gegen FC Bayern München: Das war am 14. Februar 2004, dem 20. Spieltag der Fußball-Bundesliga, ein Spitzenspiel. Der VfL gewann im ausverkauften Ruhrstadion vor 32.465 Zuschauern mit 1:0. Peter Madsen (9.) erzielte das Tor des Tages, das die Castroper Straße zum Beben brachte.
Einer, der damals 90 Minuten auf dem Rasen stand, war Tomasz Zdebel (48). Wir haben mit dem heutigen U17-Trainer von Bayer Leverkusen, der 175 Pflichtspiele für den VfL Bochum bestritt, 18 Jahre nach dem VfL-Sieg über die Bayern gesprochen. Vorweg: Der 14-malige polnische Nationalspieler rechnet im RevierSport-Interview den Bochumern auch am Samstag Siegchancen aus.
Tomasz Zdebel, welche Erinnerungen kommen in Ihnen hoch, wenn Sie an den 14. Februar 2004 denken?
Ich habe auch in meiner Karriere auch nicht so oft die Ehre gehabt, gegen den FC Bayern München zu gewinnen. Das sind solche Spiele, die einem für immer in Erinnerung bleiben. Das war damals ein echtes Spitzenspiel. Es war der Wahnsinn, was in Bochum abging.
Wie lief denn die Spielvorbereitung auf diese Partie?
Das kann ich ja heute alles erzählen (lacht): Ich erinnere mich noch ganz genau, als wir in der Kabine auf unseren Trainer Peter Neururer warteten. Slawo Freier hatte da gerade die Ergebnisse der 2. Bundesliga studiert. Kurz vor der Spielvorbereitung gegen die Bayern. Neururer trank noch in Ruhe sein Käffchen und aß ein Stück Kuchen. Als er hereinkam und Slawo fragte, was er denn da mache und dieser ihm die Wahrheit sagte, war Neururer außer sich. 'Hier ist gleich ein Spitzenspiel VfL gegen Bayern. Und du beschäftigst dich mit den Ergebnissen der 2. Liga. Das gibt's doch gar nicht, Slawo!' An diese Worte erinnere ich mich noch genau. Dann war Ruhe und er hat uns super motiviert. In der unnachahmlichen Art eines Peter Neururers eben.
VfL Bochum: van Duijnhoven - Colding, Kalla, Fahrenhorst, Edu - Zdebel, Oliseh - Freier (88. Meichelbeck), Wosz (71. Guðjónsson) , Madsen (61. Diabang) - Hashemian.
FC Bayern München: Kahn - Sagnol (46. Santa Cruz), R. Kovac, Kuffour, Lizarazu - Salihamidžić, Hargreaves, Schweinsteiger (75. Trochowski), Zé Roberto - Makaay, Pizarro.
Schiedsrichter: Lutz Wagner (Hofheim).
Tor: 1:0 Madsen (9.).
Gelbe Karten: Hashemian, Wosz, Edu - Schweinsteiger.
Zuschauer: 32.465.
Was hat er denn erzählt?
Er sagte uns zum Beispiel, dass wir bei einem Torerfolg nicht übermäßig jubeln sollten, sondern den Ball aus dem Netz holen, den Mund abputzen sollten und es einfach weiter geht. Wenn man sich heute das Video zum 1:0 anschaut, dann war das so. Klar, es gab eine kleine Jubeltraube, aber dann ging es sofort weiter. Wir hatten Neururers Worte verinnerlicht und am Ende das Spiel gewonnen. Und ich erinnere mich noch genau, was er den Journalisten nach dem Spiel sagte. Auf die Frage, welche Taktik zum Sieg führte, antwortete Neururer: 'Das war die unseres Zeugwarts Andy Pahl'.
Wie haben Sie Ihre VfL-Zeit in Erinnerung?
Auch, wenn das Ende kein schönes war, erinnere ich mich sehr gerne an die Zeit. Ich hatte letztendlich meine beste Zeit beim VfL und habe mit Bochum alles erlebt: Uefa-Cup, Ab- und Aufstieg. Wir hatten immer gute Mannschaften - auf und neben dem Platz. Ich habe dort solange gespielt, weil es immer gepasst hat. Der VfL Bochum ist ein sehr sympathischer Verein - bis heute geblieben.
Wie bewerten Sie den VfL in dieser Saison?
Es freut mich sehr, dass der VfL wieder erstklassig ist. Bochum hat der Bundesliga gefehlt. Es ist ein sympathischer Verein, der in die 1. Liga gehört. Bochum hat tolle Fans und ein super Stadion, das sehr besonders ist. Sie machen das bislang sehr gut. Man muss da wirklich den Hut vor ziehen. Denn die finanziellen Möglichkeiten sind in Bochum mit Sicherheit nicht die Besten, aber die Verantwortlichen machen das Beste daraus. Ich drücke dem VfL in Sachen Klassenerhalt ganz feste die Daumen.
Und wird der VfL die Bayern am Samstag 18 Jahre nach dem 2004er-Coup wieder besiegen?
Das wäre schön. Die Konstellation ist natürlich nun einen ganz andere. Es trifft ein Aufsteiger auf die Übermannschaft der Bundesliga. Aber ich sage mal so: Wenn der VfL, wie in jedem seiner Heimspiele, um jeden Grashalm kämpft, dann ist etwas drin. Vielleicht hat Andy Pahl ja wieder eine gute Taktik parat (lacht). Er arbeitet ja immer noch beim VfL.