Für die Pressekonferenz nach der Versammlung gilt 2G-Plus. Das ist nicht nur mit Blick auf die Corona-Lage äußerst passend. Schließlich könnte 2G auch für die zwei Bosse stehen, die gehen - plus dem Neuen, der kommt. Christian Seifert und Peter Peters verabschieden sich am Dienstag bei der Konferenz der 36 Profiklubs von der Spitze der Deutschen Fußball Liga (DFL). Die neue Ära soll Hans-Joachim Watzke entscheidend prägen.
Die personellen Veränderungen sind so einschneidend wie nie zuvor. Seifert darf im Sheraton-Hotel des Frankfurter Flughafens nach über 16 Jahren als DFL-Boss zum letzten Mal ein Treffen der Klubchefs leiten. Der 52-Jährige, dessen Zukunft noch im Dunkeln liegt, wird zu Beginn des kommenden Jahres von Donata Hopfen beerbt. Peters räumt seinen Posten als Aufsichtsratsvorsitzender, weil er das Präsidentenamt beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) anstrebt.
Und da noch niemand genau weiß, was von der früheren Medien-Managerin Hopfen zu erwarten ist, soll ein alter Bundesliga-Haudegen das entstehende Machtvakuum zumindest vorerst füllen: Geschäftsführer Watzke von Borussia Dortmund wird aller Voraussicht nach von seinen Kollegen zum Peters-Nachfolger als Aufsichtsboss und zum 1. Stellvertreter Hopfens im Präsidium gewählt.
In seinen neuen Ämtern muss sich Watzke sicher nicht über mangelnde Arbeit beklagen. An erster Stelle wird es dabei wie immer um die Finanzen gehen.
Neben den Problemen als Folge der Pandemie und dem kritischen Blick auf die alimentierte Konkurrenz in Europa wird vor allem der zuletzt heftig geführte Streit um die 50+1-Regel eine zentrales Thema für die neue Spitze sein.
So muss auch Watzke als großer Fan der Investoren-Begrenzung für Ausgleich zwischen den unterschiedlichen Interessen der Klubs und den Vorgaben des Kartellamts sorgen. Der Konflikt rund um dieses Thema ist mit der jüngsten DFL-Stellungnahme an das Kartellamt längst nicht ausgeräumt. Seinen Standpunkt machte Watzke zuletzt noch einmal klar.
„50+1 schützt den deutschen Fußball davor, dass die schlimmsten Auswüchse kommen und dass hier Leute die Klubs übernehmen, die sich nicht um Menschenrechte und auch sonst um gar nichts scheren“, sagte der 62-Jährige bei Sky: „Davor schützt 50+1 - und es ist evident für mich, dass es so ist.“
Offenkundig ist für Watzke auch, dass die Eliteklasse durch den Niedergang von Traditionsklubs an Strahlkraft verloren hat. „Es tut der Bundesliga nicht gut, dass Schalke und Hamburg nicht dabei sind. Und natürlich wünsche ich mir, dass beide wieder aufsteigen“, äußerte der BVB-Boss: „Aber es gilt die Integrität des Wettbewerbs. Wenn Fürth oben ist und St. Pauli, Regensburg oder Darmstadt aufsteigen - dann haben sie es sich verdient.“
Am Dienstag wird es zudem darum gehen, ob Peters die Unterstützung der Profis bei seiner DFB-Kandidatur verdient hat. Noch ist längst nicht entschieden, ob der frühere Liga-Funktionär alle Stimmen aus dem Profi-Lager bei der Wahl am 11. März 2022 hinter sich vereinen kann.
Dagegen gilt als sicher, dass die Profiklubs zur Saison 2023/24 verbindliche Nachhaltigkeitskriterien nachweisen müssen. Dafür sollen in Frankfurt/Main die Grundlagen gelegt werden. Ein Bekenntnis zur Nachhaltigkeit soll in der Satzungspräambel verankert werden. Zudem sollen wirtschaftliche, ökologische und soziale Nachhaltigkeitskriterien als neue Kategorie in die Lizenzierungsordnung aufgenommen werden.