Er steht für den VfL Bochum, wie kaum ein anderer. Radio-Reporter Günther Pohl begleitet seinen Lieblingsverein mittlerweile seit über einem halben Jahrhundert und erinnert sich natürlich auch an besondere Spiele gegen Borussia Dortmund.
Schon in den 1960er Jahren war Pohl vor Ort, wenn die beiden Ruhrgebietsvereine aufeinandertrafen. Da aber noch nicht in der Bundesliga, wie er erzählt. „Damals haben sich beide Vereine immer am zweiten Weihnachtsfeiertag zu einem Freundschaftsspiel getroffen. Der BVB kam dafür zwei oder dreimal nach Bochum, wo die Teams dann teilweise auch im Schnee gegeneinander gespielt haben.“
VfL Bochum: Erstes Bundesliga-Derby war ein Festtag
In der höchsten deutschen Spielklasse begegneten sich Bochum und der BVB erstmals im Jahr 1971. „Die Dortmunder Mannschaft bestand noch aus vielen unbekannten Spielern und hat noch nicht den großen Glanz versprüht“, erinnert sich Pohl, der die Partie an diesem Novemberabend standesgemäß in der Ostkurve verfolgt hatte.
Und er gerät auch 50 Jahre später noch ins Schwärmen, wenn er an diesen Tag zurückdenkt. „Nach 39 Minuten hatte der VfL schon 4:0 geführt.“ Doppelpacker Hans-Günther Etterich, Werner Balte und Harry Fechner bescherten den Bochumer Fans einen Feiertag, den auch die Gegentore durch Walter Hohnhausen und Dieter Weinkauff nicht mehr zu trüben vermochten. Am Ende siegte der VfL mit 4:2.
Auch in den Folgejahren behielt der VfL zunächst die Oberhand, ehe sich das Blatt immer mehr gen BVB wendete. Im Jahr 1985 schlug der VfL dann aber nochmal richtig zu und fertigte den BVB binnen eines halben Jahres mit 4:1 und 6:1 ab. Vor dem anstehenden Derby am Samstag (11. Dezember, 15:30 Uhr) spricht die Bilanz mit 29 Siegen, 20 Unentschieden und 14 Niederlagen nun jedoch klar für Borussia Dortmund. Auch die Ausgangslage ist eindeutig. Der Kader des BVB kostet im Vergleich zu dem der Bochumer ein Vielfaches, Spieler wie Marco Reus oder Erling Haaland können jederzeit den Unterschied ausmachen.
Wie Marcel Koller mit dem Derbysieg eine Wette gewann
Und dennoch ist der VfL, gerade im heimischen Ruhrstadion, nicht chancenlos. An Ort und Stelle gab es auch den bisher letzten Sieg gegen den BVB. Im März 2007 traf Theofanis Gekas doppelt und die Bochumer schickten Dortmund mit 2:0 nach Hause. Mit dem damaligen VfL-Trainer Marcel Koller verbindet Pohl außerdem eine ganz besondere Geschichte. „In meiner Stammkneipe, dem Tauffenbach, hatte ich an meinem Platz ein Messingschild. Er wollte auch eines und hatte mich gefragt, was er dafür tun müsse“, beginnt Pohl.
Was Koller tun musste? Ganz einfach: „Ich hatte ihm gesagt, dass er die Derbies gegen den BVB und Schalke gewinnen muss.“ Und das tat er. Knapp einen Monat nach dem Coup gegen Dortmund schlug der VfL Bochum tatsächlich auch den FC Schalke 04 mit 2:1 und „versaute“ den Knappen damit die Meisterschaft, wie Pohl sich erinnert. „Daraufhin hat Marcel Koller auch ein Messingschild im Tauffenbach bekommen.“
Da es die Kneipe aber mittlerweile nicht mehr gibt, wird der aktuelle Trainer Thomas Reis vorerst kein Messingschild bekommen. Am Samstag soll dennoch etwas Zählbares herausspringen. „Wir wollen auch da mutig sein und nicht in Ehrfurcht erstarren. Auch wenn der BVB ein Top-Team hat, mit vielen jungen Spielern, die bereits eine wahnsinnige Entwicklung gemacht haben“, sagte der 48-Jährige am Mittwoch.