Robert Lewandowski klatschte artig Beifall - doch die riesige Enttäuschung war dem 33 Jahre alten Ausnahmestürmer im „Theatre du Chatelet“ in Paris deutlich anzumerken. Nicht der favorisierte Torjäger von Bayern München erhielt am Montagabend trotz einer unglaublichen Rekord-Saison mit 41 Treffern die prestigeträchtige Auszeichnung „Ballon d“Or„, sondern zum siebten Mal Superstar Lionel Messi, der im Juli erstmals mit Argentinien die Copa America gewonnen hatte.
Nach seiner Wahl zum Weltfußballer im vergangenen Jahr verpasste Lewandowski somit die Krönung und ein weiteres Superlativ in seiner beeindruckenden Karriere. Als Trost gab es den neu eingeführten Preis für den „Torjäger des Jahres“. Dabei hatte es für den FC Bayern vor der Verleihung durch die französische Fachzeitung France Football eigentlich keinen ernsthaften Konkurrenten für ihren überragenden Torjäger gegeben. Zumal Messi beim FC Barcelona eine Saison zum Vergessen erlebt hatte und auch nach seinem Wechsel zu Paris St. Germain erst langsam wieder zur Bestform aufläuft.
Lewandowski nutzten die ganzen Lobeshymnen im Vorfeld nichts. Er sei „der Konstanteste im Weltfußball“, betonte „Kaiser“ Franz Beckenbauer. Vorstandschef Oliver Kahn schwärmte von „Superlativen“, von einem „Rekord für die Ewigkeit“ und schlicht vom „besten Stürmer der Welt“. Sollte der Pole diesen ehrwürdigen Preis nicht erhalten, wäre er „zutiefst enttäuscht“, meinte Kahn.
Der Bayern-Boss, der wie Trainer Julian Nagelsmann, Präsident Herbert Hainer und Sportvorstand Hasan Salihamidzic aus Ehrerbietung in Paris dabei war, wurde schwer enttäuscht. Erneut ging die begehrte Trophäe bei der Journalisten-Wahl an den Argentinier Messi, der sich seit 2008 die Auszeichnung mit Cristiano Ronaldo (fünfmal) quasi teilt. Nur Luka Modric konnte 2018 ein einziges Mal in die Phalanx der Superstars eindringen. Lewandowski gelang dies nicht.
Zum Entsetzen der Bayern. Lewandowski habe „neben seiner Gier auf Tore eine unfassbare Haltung zu seinem Sport“, würdigte Nagelsmann seinen Topstar: „Er haut sich immer rein. Wenn er sich zurücklehnt, kommt er wieder hoch und macht einen Sit-up.“
Lewandowski übertraf in der vergangenen Saison den „ewigen“ Bundesliga-Rekord von Gerd Müller und erzielte sagenhafte 41 Saisontore. Zudem führte er mit seinen Treffern den FC Bayern unter Trainer Hansi Flick in den vergangenen beiden Spielzeiten zu historischen sieben (!) Titeln - darunter der Triumph in der Champions League und der Weltpokal.
Es half alles nichts. Auch nicht die warmen Worte seines Teamkollegen Thomas Müller. „Er hat“s absolut verdient, da brauchen wir nicht zu diskutieren„, sagte er: “Wenn ich sehe, was er nicht nur uns gibt, sondern auch mit der polnischen Nationalmannschaft macht - das ist deutlich schwieriger als in einem richtigen Topteam."