Im Alter von 33 Jahren beendete Sidney Sam am Montag seine Profi-Karriere. „Physisch war ich schon noch in der Lage, Fußball spielen zu können. Ich war in den vergangenen Jahren selten verletzt und hatte mich da stabilisiert. Aber ich muss ehrlich sein, denn es gab kaum noch Angebote von anderen Klubs, die interessant waren. Und ich wollte in Deutschland bleiben“, sagte der 33-Jährige in einem Interview mit Sport1. Die Entscheidung fiel demnach nicht von heute auf morgen.
Sam durchlebte eine bewegte Karriere, mit Höhen aber auch mit Tiefen. In die letzte Kategorie fällt sicherlich seine Zeit beim FC Schalke 04. Mit großen Hoffnungen war er im Sommer 2014 aus Leverkusen gekommen. „Jeder weiß, dass meine Zeit bei Schalke nicht gut war. Das war umso enttäuschender, weil ich in Leverkusen Nationalspieler wurde. Den Wechsel zu den Königsblauen hatte ich mir sicherlich anders vorgestellt“, blickte Sam zurück und ergänzte: „Ich kam dahin und war leider am Anfang nur verletzt. Das hat sich so durchgezogen. Sicherlich auf beiden Seiten sehr enttäuschend.“
Einige Fans der Königsblauen stempelten den fünffachen deutschen Nationalspieler damals ab, bezeichneten ihn beispielsweise als Söldner. Das streitet Sam vehement ab. „Leider wird man da schnell in eine Schublade gesteckt, man hat mich plötzlich in einem völlig falschen Bild gesehen. Die Außendarstellung war sehr negativ. Ich war nie ein Söldner. Aber ich war außen vor und konnte nirgendwohin wechseln, das sah natürlich schlecht aus“, betonte der gebürtige Kieler.
"Ich habe mich aber in Bochum sehr wohl gefühlt"
Sidney Sam
Nach drei Jahren auf Schalke schloss sich Sam 2017 dem VfL Bochum an – seine letzte Station im deutschen Profifußball. Eine Zeit, auf die der ehemalige Offensivspieler mit mehr Freude zurückblickt. „Wir wollten aufsteigen, hatten eine richtig gute Mannschaft, leider haben wir es nicht geschafft. Ich habe mich aber in Bochum sehr wohl gefühlt und bin dem VfL und seinen Fans total dankbar. Ich schätze die Menschen in Bochum sehr. Es war eine tolle Zeit“, erklärte Sam. Nach zwei Jahren lief sein Vertrag aus und allmählich auch seine Karriere. Es folgte ein Jahr in Österreich beim SCR Altach und eins in der Türkei bei Antalyaspor.
„Ich kann schon stolz darauf sein, was ich erreicht habe“, sagte Sam, der an der Universität St. Gallen erfolgreich eine Sportmanagement-Weiterbildung abschloss. Doch auch er weiß, dass er als Profi sein Potential nicht voll ausschöpfte. „Sicherlich wäre da mehr gegangen, wenn es nicht die Verletzungen gegeben hätte“, sinnierte der einstige Leverkusener Shootingstar.
Allerdings ist er dabei auch selbstkritisch. „Ich hätte früher in jungen Jahren gezielter an meinem Körper und an meiner Gesundheit arbeiten müssen. Mir hat einfach die Erfahrung gefehlt und vielleicht habe ich zu sehr auf mein Talent gesetzt“, weiß Sam. Vielleicht wäre es dann auch auf Schalke etwas anders gelaufen.