Marco Reus saß bei der EM in Absprache mit Joachim Löw nur vor dem Fernseher, und es lässt sich einigermaßen sicher sagen: Er hat auch nicht viel verpasst. Stattdessen pflegte der Kapitän von Borussia Dortmund seinen anfälligen Körper in aller Ruhe mit einer verletzungsfreien Vorbereitung. Er fühlt sich danach so gut, dass er nun gerne wieder dabei wäre bei der Nationalmannschaft.
„Natürlich habe ich Lust“, sagte der 32-Jährige nach seiner Glanzleistung beim 5:2 gegen Eintracht Frankfurt am ersten Bundesliga-Spieltag. Er werde „sicherlich“ mit dem neuen Bundestrainer Hansi Flick Kontakt aufnehmen. „Die ersten Länderspiele stehen bald an, und dann wird man sehen“, betonte er vor dem Supercup gegen Bayern München, aber ganz entspannt: „Ich mache mir da keinen Stress. Es ist und bleibt immer eine Ehre, für Deutschland zu spielen.“
Noch zwei Tore bis Stephane Chapuisat
Eine Ehre ist ihm auch der BVB, der Verein seiner Kindheit. Sein 100. Bundesliga-Tor in schwarzgelb führte ihn am Samstag in einen sehr elitären Kreis, zwei weitere fehlen zu Stephane Chapuisat. Selbst Manfred Burgsmüller, die „ewige“ Nummer eins mit 135 Toren, ist nicht unerreichbar.
Wichtiger ist Reus allerdings, den Dortmundern die Vitrine zu füllen. Das Selbstverständnis formuliert er sehr forsch: „Wenn man bei Borussia Dortmund spielt, in dem Stadion, mit den Fans und der Geschichte, dann brauchen wir nicht über zweite und dritte Plätze reden. Dann muss immer das Ziel sein, Titel zu holen.“ Problem dabei: Diese „gehen immer nur über die Bayern“.
Umso erfreulicher war die Gala gegen Frankfurt, bei der Reus im Zusammenspiel mit der Sturmsensation Erling Haaland derart aufdrehte, dass es als Zeichen an den Dauermeister gewertet wurde. „Wenn wir in der Saison stabil bleiben, ist da einiges drin“, sagt Reus.
Genau dies jedoch war zuletzt immer der Stolperstein. Große Auftritte in wichtigen Spielen wechselten sich mit meisterschaftsverhindernden Niederlagen gegen Klubs ab, die eigentlich nicht auf Augenhöhe mit dem BVB sein dürften. Reus persönlich war immer ein Nice-to-have-Spieler, bisweilen genial, wenn er nicht verletzt war.
Doch auch dies soll sich jetzt ändern: Der neue Bundestrainer Hansi Flick sah seinen starken Saisonstart jedenfalls live im Stadion, den Kader für die drei Qualispiele gegen Liechtenstein (2. September), Armenien (5. September) und Island (8. September) gibt Flick am 26. August bekannt.
Schon bei seiner Vorstellung hatte Flick den BVB-Kapitän als „einen der besten Spieler im letzten Drittel“ gelobt. Somit wird Reus wohl zum Aufgebot gehören, schließlich, betonte er: „Ich habe ja nicht gesagt, dass ich nie mehr für die Nationalmannschaft spielen werde.“ Nur halt nicht bei der EM.