Der erste Teil des Interviews findet sich hier.
Simon Zoller, Thomas Reis hat zuletzt von der Zweiten Liga als Mentalitäts- und von der Bundesliga als Qualitätsliga gesprochen. Er hat aber auch gesagt, dass Mentalität Qualität schlagen kann. Ist das der Weg für den VfL Bochum?
Simon Zoller: Mit Sicherheit. Es gibt aber auch Qualität, die die Mentalität schlägt. Im vergangenen Jahr hatten wir beide Aspekte so miteinander vereint, dass wir immer oben dabei waren und am Ende auch Meister wurden. Was das Spielerische, das Ball-Laufen-Lassen und die Automatismen angeht, sollten wir diese Qualität auf jeden Fall beibehalten. Unser Ziel muss nun sein, in den Zweikämpfen dreckig zu werden, noch mehr gegen den Ball zu arbeiten und kompakter zu stehen. Das ist die Mentalität, die wir in jedem Spiel brauchen. Wenn in der Bundesliga qualitativ bessere Mannschaften kommen, können wir das so wettmachen.
Ging ihr Blick sofort auf die Partie gegen den 1. FC Köln, als der Spielplan rauskam?
Ich muss ehrlicherweise zugeben, dass ich den Spielplan erst drei Tage später gesehen habe, da ich mein Handy im Urlaub immer etwas zur Seite lege. Auch in Wolfsburg warten mit Yannick Gerhardt oder Jörg Schmadtke bekannte Gesichter. Ansonsten habe ich natürlich auf Spiele wie Bayern, Dortmund oder eben auch Köln geschaut. Es werden Highlights, Derbys, eklige Spiele. Es werden aber auch Niederlagen kommen. Dann müssen wir Ruhe bewahren. Im Moment steht aber die Vorfreude im Vordergrund. Das, gepaart mit brutal harter Arbeit, ist eine ganz gute Mischung.
Anthony Losilla ist der Meinung, dass man den Fans vermitteln müsse, dass Platz 15 in dieser Saison mehr wert sein wird als zehn Zweitliga-Meisterschaften. Sie auch?
Ich glaube, die Bochumer Fans haben jetzt elf Jahre lang auf diesen Moment hingefiebert. Den sollten sie genießen und sich nicht direkt von Niederlagen oder auch möglichen herberen Niederlagen blenden lassen. Wir werden alles dafür tun, um in der Liga zu bleiben. Dabei wird es Phasen geben, die nicht so gut sind, aber auch Siege. Unser oberstes Ziel muss sein, mit den Fans als Einheit die Liga zu halten. Das sollte jeder realistisch einschätzen können.
Für das Heimspiel gegen Mainz 05 sind bis zu 12.000 Zuschauer eingeplant. Wird das auch für einen erfahrenen Spieler für Sie eine Umstellung, wenn er beispielsweise die Kommandos seines Nebenmannes nicht mehr verstehen kann?
Die Corona-Pandemie tat sicherlich keinem gut. Auf dem Platz konnten wir, und gerade die jungen Spieler, uns aber auf uns konzentrieren. Am Ende des Tages ist aber jeder dafür Profi geworden, um mal vor 50, 60 oder 70.000 Zuschauern zu spielen. Das ist das Salz in der Suppe. Klar tat die Kommunikation auf dem Platz gut. Aber das muss auch so weitergehen, wenn wieder Zuschauer da sind. Davon sollten wir uns nicht beeinflussen lassen.
Und wenn am Ende in der Tabelle Platz 15 aufwärts herausspringen sollte, gibt es eine ähnliche Fete wie zu Aufstieg…
Das hoffe ich. Ich würde auch auf eine Feier verzichten, wenn wir dann 15. werden. Am Ende sollte unser oberstes Ziel sein, egal wie, die Klasse zu halten. Das wird schwer genug. Elf Jahre Abstinenz sind eine lange Zeit und es muss unser Ziel sein, den Verein wieder zu etablieren. Wir müssen Strukturen schaffen und schauen, dass der VfL in der Bundesliga konkurrenzfähig wird. Rivalen, wie beispielsweise Arminia Bielefeld oder Union Berlin, haben das zuletzt vorgemacht. tica/gp