Erling Haaland knatterte im roten Sportwagen am Trainingsgelände vor und quälte sich zwei Stunden lang für Berlin. Die wichtigste Einheit aber kam danach: Mit breitem Lächeln und verschwitzten Haaren hielt er den Silberpokal für den Bundesliga-Spieler des Monats in die Kamera - die Generalprobe für den späten Donnerstagabend. Dann soll es im Konfettiregen der feuervergoldete DFB-Pokal sein.
„Siegerehrung“, schrieb der BVB auf seinen Social-Media-Portalen neben das Foto - und: „Pokal halten kann er.“ Vor dem Duell Tradition gegen Retorte mit RB Leipzig wächst die Hoffnung auf einen Einsatz des unverzichtbaren Torphänomens. „Es sieht gut aus. Er ist selbst sehr zuversichtlich“, sagte Sportdirektor Michael Zorc dem SID am Dienstag: „Also sind wir es auch. Wir hoffen, dass er spielen kann.“
Die findigen Trainingskiebitze der Ruhr Nachrichten hatten sich bereits am Montag auf die Lauer gelegt und Folgendes beobachtet: Der Norweger ließ sich in Dortmund-Brackel im Hauptgebäude der Profi-Abteilung behandeln, um später gemeinsam mit Athletiktrainer Johannes Wieber den Trainingsplatz zu betreten. Dort absolvierte er verschiedene Aufwärm- und Stabilitätsübungen.
Wahrscheinlich ist, dass Erling Haaland am Donnerstag (20.45 Uhr/ARD und Sky) spielen kann - er wird zumindest als Drohkulisse für RB herhalten. „Ob er spielt oder nicht, macht schon einen Unterschied“, sagte der Leipziger Trainer Julian Nagelsmann voller Respekt. Beim 3:2 des BVB in der Liga hatte Haaland auf der Tribüne im schwarzen Kapuzenpulli wie wild mitgejubelt: „Do what you can“t„, stand darauf. Frei übersetzt: “Wachse über dich hinaus.„
Kann jemand, der offen dermaßen für Schwarz-Gelb fiebert, wirklich den Verein verlassen? In den vergangenen Monaten hat sich ein kurioses Perpetuum mobile in Bewegung gesetzt: Da stellte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke klar, Haaland werde in Dortmund bleiben. Kurz vor den wichtigen Spielen platzierte dessen Berater Mino Raiola dann stets ein Interview. Der Inhalt: Das mag der BVB so sehen - wir jedoch nicht. Woraufhin Watzke feststellte: Haaland bleibt. Und wieder Raiola kam. Wie beim endlosen Tanz der Paradiesvögel.
Relativ kurz vor dem Saisonende erscheint die Zukunft des europaweit begehrten Stürmerstars geregelt. „Die Entscheidung wird nicht ohne Borussia Dortmund getroffen. Egal, wo wir am Ende landen, Erling wird weiter bei uns spielen“, sagte Zorc zuletzt und bezog sich damit auf den Kampf um die Champions League. Die Königsklasse, und zwar jedes Jahr, ist Haalands eindeutig formulierter Anspruch.
Nun geht es aber darum, den „Pferdekuss“ aus dem Ligaspiel in Wolfsburg (2:0) zu behandeln. Zwar geht es auch mal ohne Erling Haaland, wie Trainer Edin Terzic bei seiner Rechnung betonte, dass der BVB auch ohne ihn „zuletzt acht Tore in zwei Spielen erzielt“ habe. Man habe aber überhaupt „nichts dagegen, wenn er wieder auf der Anzeigetafel steht“.
37 Tore in 38 Pflichtspielen sind eine sensationelle, fast lewandowskiartige Quote (46 in 38 Spielen). Fehlt nur der Titel. Für die Siegerehrung hat Erling Haaland ja bereits geübt. sid