Wirklich überzeugend trat Borussia Dortmund im Revierderby beim FC Schalke nicht auf. Königsblau hatte die besseren Chancen und ärgerte sich weitaus mehr über das Unentschieden als der BVB. Für Rummenigge hat die Borussia auf Schalke sogar "Riesenglück" gehabt, wie er bei "WDR2" sagte. "Unsere Dortmunder müssen so langsam aufwachen. Es sind ja jetzt die Wochen der Wahrheit."
Für den BVB heißen die nächsten Aufgaben Borussia Mönchengladbach, VfL Wolfsburg, Inter Mailand und Bayern München. "Und dann kann vielleicht schon alles vorbei sein", merkte Rummenigge an. Sprich: Dortmund könnte bald im Rennen um Platz eins hinten dran hängen. Auch in der Champions League droht dem BVB nach dem 0:2 im Hinspiel bei Inter Mailand das Aus. Rummenigge: "In der Champions League muss das Maß aller Dinge sein, zumindest ins Achtelfinale zu kommen und Gruppenzweiter zu werden. Aber es wird immer schwieriger."
Die Grundtugenden fehlen
Bei besagtem 0:2 in Mailand ärgerte sich der 55-Jährige, der von 1988 bis 1993 beim BVB spielte, vor allem über den Auftritt von Nationalspieler Julian Brandt: "Das war so ein bisschen C-Jugend-Fußball - ohne Körperkontakt und ohne Durchsetzungsvermögen." Ohnehin stieß ihm die Partie bei Inter übel auf - was auch an Trainer Favre lag: "Die Aufstellung hat Lucien Favre auch exklusiv gehabt." Mailand habe zudem mehr gekämpft, sei mehr gelaufen.
Rummenige befand: "Es fehlt in Dortmund momentan eindeutig daran, dass wir diese Tugenden wieder an den Tag legen. Weil wenn es spielerisch nicht läuft, dann muss ich mal ein bisschen mehr rennen, dann muss ich mal ein bisschen beißen, dann muss ich mir vielleicht mal eine Gelbe Karte holen, damit alle aufwachen. Sie sind zu lieb und spielen zu körperlos."
"Nicht das Gelbe vom Ei"
All dies sind Symptome, die für Rummenigge nicht erst seit ein paar Tagen am Signal-Iduna-Park auftreten: "Sie rumpeln schon ein bisschen länger. Das 1:0 im Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach war - mit Verlaub und allem Respekt - auch nicht das Gelbe vom Ei. Es wurde auch durch viel Glück mit 1:0 gewonnen. Die Gladbacher waren ähnlich stark und hätten das Spiel eigentlich Unentschieden bestreiten müssen."
Auch BVB-Trainer Favre gibt aus der Sicht des ehemaligen Profis derzeit keine gute Figur ab. Der Schweizer muss sich dieser Tage nicht nur vom ehemaligen Nationalspieler Kritik anhören. Wo dies hinführen kann? "Es sind ja verschiedene Dinge möglich. Durch das Verhalten von Lucien Favre und durch die Nicht-Siege", schätzte Rummenigge, "kommt das Thema ja immer wieder auf."