Nicht einmal 1,96 Meter waren genug: Dan-Axel Zagadou sprang in die Höhe, reckte sich so gut er konnte – doch der Ball flog im Strafraum über ihn hinweg, dorthin, wo nur noch Heung-Min Son lauerte. Natürlich Son, der zuvor in zehn Spielen gegen Borussia Dortmund schon acht Tore erzielt hatte und der nun im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinals zum 1:0 für Tottenham Hotspur traf. Und weil später noch Jan Vertonghen und Fernando Llorente zum 3:0 (0:0)-Endstand trafen, bracht der BVB im Rückspiel am 5. März schon ein kleines Fußballwunder, um das frühe Aus ind er Königsklasse zu vermeiden.
Trainer Lucien Favre hatte seine Startelf kräftig durcheinandergewirbelt – gezwungenermaßen, weil ihm Marco Reus (Faserriss im Oberschenkel), Julian Weigl (grippaler Infekt), Manuel Akanji (Hüftprobleme), Paco Alcácer (Entzündung in der Schulter) und Lukasz Piszczek (Schmerzen am Fuß) fehlten. Überraschenderweise setzte Favre im Abwehrzentrum auf den eben erst aus zehnwöchiger Verletzungspause zurückgekehrten Zagadou und schob Abdou Diallo auf die linke Seite. Und damit nicht genug der Umbaumaßnahmen: Raphael Guerreiro und Maximilian Philipp mussten auf die Bank, dafür spielten Christian Pulisic und Mahmoud Dahoud – sie sollten mit ihrem Tempo das Konterspiel stärken.
BVB nach der Pause mit schwacher Leistung
Doch in ungewohnter Aufstellung und Formation taten sich die Gäste zunächst schwer, Tottenham hatte deutlich mehr von Ball und Spiel. Davinson Sanchez köpfte den Ball in Richtung Strafraum, wo Ömer Toprak zu weit weg von Lucas Moura stand. Der Spurs-Angreifer nahm den Ball mit der Brust herunter und schoss ihn nur Zentimeter am Tor vorbei (7.).
Tottenham drückte, Dortmund verteidigte diszipliniert, lauerte auf die Chance zum schnellen Umschalten, nutzte aber zunächst die Räume nicht, die die Gegner durchaus anboten – auch weil die Pässe zu unsauber gerieten. Es dauerte zehn Minuten, bis der BVB mal eine längere Ballbesitzphase und somit Gelegenheit zum Durchschnaufen hatte – und aus dem Nichts kam prompt de erste gute Torchance: Mario Götze und Pulisic jagten Juan Foyth im Strafraum den Ball ab, Pulisic schoss aus spitzem Winkel, doch Hugo Lloris im Tottenham-Tor konnte problemlos abwehren (15.). Auch der Schuss von Axel Witsel (20.) und der abgefälschte Versuch von Pulisic (23.) waren leichte Beute für den Franzosen, etwas mehr Mühe hatte er mit Thomas Delaneys Geschoss aus 20 Metern (35.).
Auf der Gegenseite tanzte Son Ömer Toprak aus, den Schuss aus spitzem Winkel wehrte Roman Bürki aber mit dem Fuß ab (36.). Und dann hatten die Dortmunder den Torschrei schon auf den Lippen, als Zagadou den Ball nach Sanchos Flanke in Richtung Tor wuchtete – doch Lloris flog und klärte (44.).
So ging es torlos in die Halbzeitpause. Und kaum war die beendet, lag der BVB auch schon zurück: Hakimi verlor den Ball am eigenen Strafraum, Vetonghen flankte, und Son traf volley zum 1:0 (47.).
Nun waren die Dortmunder gefordert und Tottenham konnte mit seinen pfeilschnellen Flügelspielern kontern. Der BVB brachte bis auf ein Schüsschen von Dahoud aus 20 Metern (70.) nicht mehr viel zustande. Anders die Hausherren: Serge Aurier schlug eine Flanke aus dem Halbfeld, Vertonghen entwischte Hakimi und traf fei zum 2:0 (83.). Und dann besorgte Eriksen mit einem direkt verwandelten Eckball das 3:0 – was die Vorentscheidung in diesem Achtelfinale gewesen sein dürfte.
Autor: Sebastian Weßling