Schalke in Porto: Da werden Erinnerungen wach. Weniger bei der Mannschaft, aber der ein oder andere der rund 3200 S04-Anhänger, die ihr Team zum Champions-League-Auswärtsspiel am Mittwochabend (21 Uhr, DAZN) in die portugiesische Hafenmetropole begleiten, wird schon vor gut zehn Jahren im Gästeblock des Estadio do Dragao gestanden haben - und an einen außergewöhnlichen Abend zurückdenken.
5. März 2008: Mit einem 1:0-Hinspielsieg im Rücken treten die Königsblauen im Rückspiel des Champions-League-Achtelfinals mit guter Ausgangsposition beim FC Porto an. Diese gerät aber schnell ins Wackeln. Die Gastgeber brennen phasenweise ein Offensivfeuerwerk ab, haben im zweiten Durchgang etliche Großchancen.
Im Tor der Schalker damals: Manuel Neuer, zu dem Zeitpunkt U21-Nationaltorhüter und mit Rene Adler im Wettstreit um das deutsche Torhüter-Erbe. Und Neuer läuft in Porto zur absoluten Höchstform auf. Eins-gegen-Eins, auf der Linie, mit der Hand, mit dem Fuß - Neuer hält einfach alles und lässt die portugiesischen Angreifer um den damaligen Shootingstar Ricardo Quaresma verzweifeln. Schalke-Legende Gerald Asamoah erinnert sich auf der Schalker-Vereinshomepage: „Manuel Neuer hat damals nahezu alles gehalten. Portos Angreifer sind immer wieder an ihm verzweifelt, weil sie selbst beste Chancen nicht nutzen konnten“, so Asamoah, der in der Schlussphase des Spiels eingewechselt wurde.
Neuer und Jones bringen Schalke Viertelfinal-Premiere
Einzig Portos Lisandro Lopez schafft es in der Schlussphase der Partie, Neuer zu überwinden: Vier Minuten vor Spielende trifft er zum 0:1 aus S04-Sicht und gleicht so die Achtelfinal-Serie aus. Nach torloser Verlängerung geht es ins Elfmeterschießen. Dort rächt sich Neuer am Torschützen Lopez. Erst pariert er gegen Bruno Alves, dann fischte er den eigentlich schon sicher verwandelt geglaubten Versuch von Lopez mit einer Faust aus dem rechten Winkel - von wegen, ein platziert und hart geschossener Strafstoß ins Eck sei unhaltbar. Den Rest erledigt Jermaine Jones. Er versenkt den entscheidenden Elfmeter zum 4:2, die Gelsenkirchener feiern in der Königsklasse den ersten Viertelfinal-Einzug der Vereinsgeschichte. Und die (internationale) Presse die Geburt eines neuen Wunderkinds: Manuel Neuer, der 2011 zum FC Bayern wechselte und 2014 mit der DFB-Elf Weltmeister wurde.
Am Mittwoch können die Königsblauen ebenfalls ein Weiterkommen in Porto dingfest machen: Mit einem Sieg stände Schalke sicher im Achtelfinale und würde die Portugiesen an der Tabellenspitze der Gruppe D ablösen. Falls Lokomotive Moskau das Duell der Schalker Gruppengegner mit Galatasaray (18.55 Uhr) für sich entscheidet, würde die Mannschaft von Trainer Domenico Tedesco das Achtelfinal-Ticket sogar schon vor Anpfiff der eigenen Partie entscheiden - quasi beim Warmmachen. Das spielt für Tedesco keine Rolle: "Es gilt: Volle Konzentration auf uns. Auf den Ausgang des anderen Spiels haben wir keinen Einfluss, auf unsere Partie hingegen schon. Wir sind hochmotiviert und wollen den letzten Schritt gehen." So wie 2008.
Autor: Erik Asmussen