In China gehen die Uhren anders. Und das liegt nicht nur an der Zeitzone. Wenn in China um 6 Uhr morgens der Wecker klingelt, ist in Deutschland gerade mal Mitternacht. Auch sonst ist einiges gewöhnungsbedürftig. Zum Beispiel: Zugfahren. Am Abend vor der Abfahrt mit dem Hochgeschwindigkeits-Zug aus Kunshan nach Peking wurden bereits alle Koffer von Spielern, Trainerteam, Betreuern und Journalisten eingesammelt und zum Flughafen gebracht, um sie von dort gesammelt zu verschicken. Anweisungen: Keine Kabel, keine Flüssigkeiten im Gepäck verstauen, sondern separat mitnehmen. Motto: Wer durchfällt, muss mit Koffer Zug fahren.
Das Ergebnis: 67 von 81 Koffern der Schalker Delegation überstanden die Sicherheitskontrolle nicht. Da die chinesischen Sicherheitskräfte keine halben Sachen machen, wurden fast alle Koffer per Bus zurück zum Mannschaftshotel geschickt. Also auch ein paar Gepäckstücke, an denen es nichts zu beanstanden gab. Trainer Domenico Tedesco zählte zu den Unverdächtigen im S04-Lager und enthüllte bei einer 25-sekündigen Fahrstuhlfahrt schonungslos offen gegenüber dieser Zeitung: „Ich hatte nur Kleidungsstücke im Koffer.“ Bei der Sicherheitskontrolle vor dem Einstieg in den Zug gab es kurioserweise überhaupt nichts zu bemängeln. Sämtliche Gepäckstücke, in denen sich nun auch Flüssigkeiten und Kabel befanden, wurden binnen Sekunden durchgewunken. Gute Reise.
Da war es anschließend auch zu verschmerzen, dass die Namen auf den Zugfahrkarten nicht stimmten. Kicker-Kollege Toni reiste offiziell als S04-Neuzugang Omar Mascarell nach Peking. Sky-Reporter Dirk fuhr als Marc. Und Bild-Kollege Marc hieß wie durch Zauberei plötzlich Kris. Bei mir war der chinesische Name Jingyi aufgedruckt. Ich kenne den Mann nicht. Und bei Schalke 04 spielt er schon gar nicht.