Am Sonntagmorgen ließ Vizemeister Schalke 04 die Saison 2017/2018 mit einem lockeren Brunch im Nordsternpark ausklingen. Im Restaurant Heiner’s griffen die Spieler gemeinsam mit Trainer Domenico Tedesco, Manager Christian Heidel und Aufsichtsrats-Chef Clemens Tönnies am reichhaltigen Buffet zu. Rührei, Tomate-Mozzarella, Knusper-Müsli, Croissants, Kaffee und Orangensaft – es blieben keine Wünsche offen.
Nach dem Brunch ging es für die Profis mit gut gefüllten Mägen gleich weiter Richtung Flughafen Düsseldorf. Bis auf den am Kreuzband verletzten Verteidiger Matija Nastasic und das Trainer-Team, das nicht mitreisen wollte, flog der komplette Kader zur dreitägigen Abschluss-Tour nach Barcelona. In der Mittelmeer-Metropole lassen die Spieler des Tabellenzweiten die Seele baumeln. Sie wollen über die berühmten Ramblas bummeln, abends lecker essen gehen – und können trotz der anstrengenden Saison nicht ohne Ball. Torjäger Guido Burgstaller, der beim Saison-Ausklang gegen Eintracht Frankfurt in der 26. Minute das 1:0-Siegtor per Kopf erzielt hatte, erzählte: „Wir haben natürlich eine Kugel im Gepäck.“
Mitgenommen wurde aber nicht nur ein Ball, sondern auch gute Laune – und Erleichterung. Vor allem der zu Bayern München wechselnde Leon Goretzka steckte vor seinem letzten Auftritt im königsblauen Dress im Zwiespalt der Gefühle. Wie würde der Abschied ausfallen? Pfiffe und Beschimpfungen oder Beifall und respektvoll-freundliche Worte? Es wurde die zweite, entspannte Variante.
„Das haut einen schon vom Hocker“
„Wenn man sich die Konstellation des Wechsels anguckt und dann die Anzahl der Menschen sieht, die mir alles Gute wünschen und dankbar sind für die Zeit, das haut einen schon vom Hocker“, sagt Goretzka, der den Abschied „außergewöhnlich“ findet: „Das zeigt die Größe der Schalker Fans. In erster Linie fühlt man da Dankbarkeit.“
Dass seine Mitspieler beim ausgelassenen Feiern vor der Fankurve nicht nur tanzten und sangen, sondern Leon Goretzka auch mehrmals in die Luft wuchteten, kam aber weder bei dem Nationalspieler noch bei einem Teil der Fans gut an. Bei dieser Aktion gab es deutliche Pfiffe. Das ging einigen Anhängern dann doch ein Stück zu weit. „Das Hochleben vor der Kurve war mir ehrlich gesagt ein bisschen unangenehm. Nach so einer Saison sollte man niemanden herausheben“, meinte Goretzka. „Ich weiß, was die Jungs mir damit sagen wollten. Aber wenn man da vor den Fans feiert, dann sollte die ganze Mannschaft gefeiert werden und nicht der Einzelne.“
Goretzka erlebte einen emotionalen Abschied beim Vizemeister. Obwohl er nicht ganz so nah am Wasser gebaut ist, hätte am Samstag nicht mehr viel gefehlt, bis bei ihm alle Dämme gebrochen wären: „Feuchte Augen hatte ich auf jeden Fall. Ich habe mit mir gekämpft.“
Der 22-Jährige sorgte am Ende noch dafür, dass ein Mädchen den sehnlichsten Wunsch erfüllt bekam. Bei einem Fan-Club-Besuch in Alpen am Niederrhein hatte Goretzka die Kleine eine Woche vor dem letzten Saisonspiel kennengelernt. „Sie hat mir auch ganz süß gesagt, dass sie sich nichts mehr wünscht als mein Trikot im letzten Spiel. Wer sie gesehen hat und die Kulleraugen, die sie hatte, da ist es natürlich schwierig, dann Nein zu sagen. Dementsprechend habe ich dann auch mein Wort gehalten“, erzählte Goretzka. Tönnies spricht von Angriff
In der nächsten Saison wird der Mittelfeld-Star mit Bayern München als Gegner nach Schalke zurückkehren. „Ich freue mich darauf“, sagt er. „Mir war das auch wichtig, dass alles sauber geklärt ist. Ich habe schon den einen oder anderen Kommentar aus der Mannschaft mitbekommen, bei dem die Jungs meinten, dass mein Wechsel ein Fehler ist“, sagte Goretzka.
Schalke will sich in Zukunft weiter verbessern. „Wir sind auf einem guten Weg“, sagte Manager Christian Heidel. Im Überschwang der Gefühle kündigte Aufsichtsrats-Chef Clemens Tönnies nach dem Frankfurt-Spiel in der VIP-Ebene an: „Jetzt lasst uns oben in der Liga angreifen.“ Goretzka stand mit seinen Noch-Mitspielern in Hörweite. Er wird genau hinschauen, was Jäger Schalke künftig so macht.