In einer zugegebenermaßen wenig erfreulichen Hinsicht, die in dieser Saison bei Borussia Dortmund keineswegs vernachlässigt wird, hat Schalke 04 vor dem Aufeinandertreffen der beiden Rivalen die Nase vorne: den zehn verletzten Akteuren der Königsblauen stehen „nur“ sechs nicht einsatzfähige Mitglieder des Profikaders aus Dortmund gegenüber. Wer es mit Humor nimmt, spricht schon vom Duell der Krankenhäuser der Liga und Jürgen Klopp liegt nicht weit daneben, wenn er sagt: „Mit den Verletzten können wir fast ein eigenes Derby spielen.“
Nicht nur, aber auch wegen der angespannten Personalsituation steht das 144. Revierderby im Zeichen der Jugendarbeit. Vor allem auf Seiten der Schalker sorgen in den letzten Wochen die Hervorbringungen der „Knappenschmiede“ für Begeisterung. Beim jüngsten 3:1-Sieg gegen Eintracht Braunschweig standen in Julian Draxler, Max Meyer, Sead Kolasinac, Kaan Ayhan, Joel Matip, Tim Hoogland und Ralf Fährmann gleich sieben Spieler in der Startelf, die in der Vergangenheit auch in den Nachwuchsmannschaften des Vereins am Ball waren. Auf der Bank saßen zudem noch die Talente Philipp Max, Dennis Erdmann und Marcel Sobottka.
So viel Qualität beim jungen Personal nötigt auch Klopp Respekt und Anerkennung ab. „Es ist ja nicht so, dass Dortmund und Schalke sich mit Sympathiebekundungen überhäufen, aber es ist ein guter Weg, den sie da eingeschlagen haben. Die Jungs, die sie haben, sind riesige Talente“, lobte der BVB-Coach am Montag, um dann noch mit einem scherzhaften Seitenhieb anzufügen: „Wenn es nicht Schalke wäre, würde es sogar Spaß machen, da zuzugucken.“
Am Dienstagabend sollen es derweil seine nicht minder talentierten und mitunter ebenfalls noch sehr jungen Spieler sein, die den Gästen jegliche Freude am Spiel rauben. Dass auf beiden Seiten zahlreiche Akteure mitwirken werden, die in Dortmund, Gelsenkirchen oder zumindest dem näheren Umfeld geboren wurden, hält Klopp zwar für eine schöne Geschichte, dass daraus aber eine besondere Motivation erwächst, kann er sich nicht vorstellen. „Die Intensität bei diesem Spiel ist immer bei 100 Prozent. Ich haben noch keinen Spieler erlebt, der es geschafft hat, sich davon freizumachen.“
Hoffnungen, den Schalker Jungspunden könnte vor der beeindruckenden Kulisse in Dortmund möglicherweise die Knie schlottern, gibt sich der 46-Jährige derweil nicht hin. Gleichwohl weiß er, dass es für hochmotivierte und teilweise auch noch mit Lokalkolorit ausgestattete Spieler nicht immer leicht ist, das vorhandene Potenzial auch abzurufen – bei Kevin Großkreutz war das in mehreren Derbys zu beobachten. „Die maximale Lust auf dieses Spiel in Leistung umzuwandeln, ist kein Kindergeburtstag“, weiß Klopp. Kein Wunder, schließlich ist das Revierderby vielmehr die ultimative Party.