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BVB: Herbert Knebel
"Das wird eine psychologische Geschichte"

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BVB: Interview mit Uwe Lyko alias Herbert Knebel
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Uwe Lyko ist den meisten Menschen besser bekannt als Herbert Knebel. Im Inteview mit RevierSport spricht er über seine Liebe zum BVB, Hoffnungen und Geldgier.

Wenn das Alter Ego eines Künstlers bekannter ist als sein Schöpfer selbst, dann spricht das für den Erfolg der Figur. Seit nunmehr 25 Jahren erfreut Uwe Lyko die Menschen weit über die Grenzen des Reviers hinaus als nörgelnder Frührentner Herbert Knebel aus Essen-Altenessen. Der Ruhrpottler versteht es, die Komik des Alltags einzufangen und so zu präsentieren, dass sich jeder Zuschauer irgendwo wiederfindet.

Im RevierSport-Interview spricht der BVB-Fan Lyko über die Gründe für einen Dortmunder Sieg, die Verlogenheit der heutigen Fußballer, echte Freude über einen Schalker Triumph und eine Jubelorgie auf dem Hotelbett.

Uwe Lyko, Ihr Alter Ego Herbert Knebel würde auf die erste Frage wahrscheinlich mit „Dat is ‘ne gute Frage. Merk dir die“ antworten: Warum gewinnt Borussia Dortmund die Champions League? (lacht) Weil die Bayern unter dieser Last, im letzten Jahr eigentlich die bessere Mannschaft gewesen zu sein und trotzdem das Finale verloren zu haben, verkrampfen. Mit dieser neuerlichen Last, jetzt unbedingt gewinnen zu müssen, werden sie wahrscheinlich nicht so locker aufspielen können. Die Dortmunder werden um ihr Leben rennen. Darum, auch ganz ohne schwarz-gelbe Brille: Ich habe das Gefühl, dass der BVB die Bayern schlägt.

Sie meinen also, die bislang so konstanten, so nahezu unantastbaren Münchner kommen mit dem Druck nicht zurecht? Genau! Auf dem Papier, darüber müssen wir uns ja nicht unterhalten, haben die Bayern natürlich den besseren Kader. Es wird aber ein ganz entscheidender Faktor sein, dass die ganze Welt erwartet, dass die Bayern dieses Spiel gewinnen. Das können auch die routiniertesten Profis nicht einfach so wegstecken. Klar, wenn sich zwei Mannschaften annähernd auf Augenhöhe begegnen, dann spielt immer ein bisschen Glück und die Tagesform eine Rolle, aber ich denke, es wird vor allem eine psychologische Geschichte in London. Das kann den Ausschlag für Dortmund geben. Ich hoffe, ich täusche mich nicht.

Klingt irgendwie ein bisschen nach Zweckoptimismus. An irgendetwas muss man sich ja hochziehen, wenn es gegen die Bayern geht, ist doch klar. (lacht)

Zur Person:

Uwe Karl Heinrich Lyko, geboren am 22. September 1954 in Duisburg-Neumühl, ist gelernter Fernmeldehandwerker, begann aber kurz nach seiner Ausbildung Theater zu spielen. Nachdem er einige Zeit wenig erfolgreich war, schuf er 1988 die Figur Herbert Knebel und gründete die Gruppe Herbert Knebels Affentheater, mit der er bis heute erfolgreich auf Tour geht. Zudem hat Lyko Auftritte in Fernsehsendungen.

Geboren und aufgewachsen sind Sie in Duisburg. Warum ist nicht der MSV, sondern der BVB Ihr Verein geworden? Das war eigentlich Zufall. 1966 spielte Dortmund im Finale des Europapokals der Pokalsieger. An dem Abend waren meine Eltern nicht zuhause und das hieß für meinen Bruder und mich immer, dass unerlaubtes Fernsehen angesagt war. Wir sind dann ins Wohnzimmer geschlichen und haben die Kiste angemacht. Damals gab es ja im Prinzip nur zwei Sender, weshalb wir nicht groß umschalten konnten. Und da lief dann zufällig dieses Spiel zwischen Dortmund und dem FC Liverpool. Das hat uns so gefangen genommen, dass wir danach BVB-Fans waren. Ich sage immer: Wenn an diesem Abend Schalke 04 gespielt hätte, dann wäre ich jetzt wahrscheinlich Schalke-Fan. Aber an diesem Abend hat eben der BVB gespielt. Manche werden Fan vom VfB Stuttgart, weil in der ersten Fußballbildertüte, die sie in ihrem Leben aufgemacht haben, ein Spieler vom VfB war. Es sind eben manchmal Zufälle, die über das Fan-Sein entscheiden.

Sie waren damals zwölf Jahre alt. Gab es vorher noch keine Beziehung zum Fußball? Doch schon, aber ich hatte keinen richtigen Lieblingsverein. Es gab da eine gewisse Affinität zum MSV Duisburg, weil mich mein Vater früher öfter mit ins Stadion genommen hat. Aber Fan war ich zu dieser Zeit nicht. Ich habe damals auch selber schon in Jugendmannschaften gespielt. Meine ganze Kindheit war ein einziges Fußballspiel, aber eben ohne Lieblingsmannschaft. Die kam dann eben 1966...

… und ist es fortan auch immer geblieben? Zwischendurch gab es immer wieder gewisse Sympathien für Mönchengladbach, als die ihre große Zeit hatten. Später habe ich auch dem SC Freiburg die Daumen gedrückt, den ich unter Volker Finke sehr sympathisch fand. Natürlich hat man auch ab und zu zum VfL Bochum gehalten, um einen Underdog zu unterstützen. Aber die große Liebe, das Herz, gehört bis heute nur dem BVB.

Sie sind dem BVB in all den Jahren also nie ernsthaft untreu gewesen? Nein, aber einmal, dazu stehe ich auch, habe ich zu Schalke gehalten. Als die 1997 den UEFA-Cup gewonnen haben, da habe ich mich richtig gefreut. Da habe ich mich wirklich dabei erwischt, dass ich vom Sofa hochgesprungen bin und wild gejubelt habe, als der Lehmann das Dingen gehalten hat. So weit geht es bei mir dann doch nicht, dass ich dieses ganze Gerede von wegen „Scheiß Schalke, hoffentlich verlieren die immer“ mitmache. In meinem Umfeld sind viele Schalker Fans und die haben mir auch schon versichert, dass sie beim Champions-League-Finale für zwei oder drei Stunden zum BVB konvertieren werden.

Kurz nachdem Sie 1997 den Schalker UEFA-Cup-Sieg bejubelt haben, konnten Sie bereits den Dortmunder Triumph in der Champions League feiern. Wie haben Sie dieses Spiel erlebt? Wir haben es mit vielen Leuten zuhause vor dem Fernseher verfolgt. Ich kann mich noch genau daran erinnern, was los war, als Lars Ricken das 3:1 geschossen hat. Wir sind schreiend durch das Wohnzimmer gelaufen und haben uns in den Armen gelegen. Das war der Hammer, unvergessen. Ich konnte das alles gar nicht glauben.

Auf Seite 2: "Diese maßlose Gier kotzt mich an"

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