Doch die Stimmung zwischen Erfolgstrainer Jupp Heynckes und den Verantwortlichen ist angespannt. Insbesondere zu Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge geht der 67-Jährige immer wieder auf Distanz. Heynckes ist trotz des sportlichen Höhenflugs verstimmt - und er zeigt das hin und wieder auch ziemlich deutlich.
Zuerst hatten ihn die Umstände der Verpflichtung von Pep Guardiola für die kommende Saison geärgert. Am Wochenende reagierte er dann äußerst gereizt auf das Angebot von Rummenigge, das dieser in einem AZ-Interview vorgelegt hatte, ihm künftig einen Platz im Beirat der Münchner freihalten zu wollen.
"Nach 50 Jahren im Fußball nehme ich kein Funktionärsamt an" "Es wäre besser gewesen, wenn er erstmal mit mir gesprochen hätte. Nach 50 Jahren im Fußball nehme ich kein Funktionärsamt an, das ist nicht meine Welt. Ich werde mich nach der Saison äußern, was ich zukünftig machen werde", sagte Heynckes mit Bestimmtheit. So ein Angebot interessiere ihn nicht, und "schon gar nicht, wenn ich das aus den Medien erfahre". Das saß!
Heynckes will sich nicht fremdbestimmen lassen - schon gar nicht von Rummenigge, obwohl der ihn unlängst als "großen Trainer" bezeichnet hatte. Dies hatte er sich schon im Januar verbeten, als der Klub via Pressemitteilung verkündet hatte, dass Heynckes seine Karriere als Trainer nach der Saison beenden werde. Den Zeitpunkt lege er schon noch selbst fest, konterte Heynckes genervt. Er werde sich auf seinen Bauernhof zurückziehen und dann entscheiden, wie es weitergehe, betonte er zuletzt dann auffällig oft.
Zwar ist Heynckes nach wie vor mit Vereinspräsident Uli Hoeneß befreundet. Doch ein inniges und emtionales Verhältnis, wie es der Coach zu seinem Ex-Klub Gladbach ("Mein Verein") pflegt, entwickelte sich in den vergangenen knapp zwei Jahren zum FC Bayern nicht unbedingt. Lange Zeit sah Heynckes auch seine Arbeit durch die Bayern-Bosse nicht richtig gewürdigt. Dass er nun quasi zu seinem Abschied am Saisonende in München gezwungen wird, passte ihm auch nicht so recht.
Hoeneß hatte zuletzt einmal verraten, dass sein Kumpel gerne noch weitergemacht hätte - jetzt wo es bei den Bayern so gut läuft. Doch der Rekordmeister, so der Präsident, müsse perspektivisch denken und habe deshalb den 42 Jahre alten Guardiola verpflichtet. Zumal dieser auch noch als derzeit bester Trainer der Welt gilt.
Umso größer der Abstand zur Führung, umso enger scheint das Verhältnis von Heynckes derzeit zur Mannschaft zu sein. Immer wieder wird er von seinen Stars in den höchsten Tönen gelobt. Die jüngsten Differenzen zu Rummenigge und Co. würden die tägliche Arbeit nicht beeinflussen, betonte erst am Montag Nationalspieler Thomas Müller. Heynckes sei "zielstrebig, locker und entspannt".
Vor allem zielstrebig, fast schon erfolgsbesessen - so als wolle er es allen auf der wohl letzten Etappe seiner großen Karriere noch einmal zeigen. Sein dritter Meistertitel mit den Bayern nach 1989 und 1990 ist bei momentan 20 Punkten Vorsprung auf Dortmund nur noch Formsache. Die Chance auf das erste Triple der Vereinsgeschichte ist so groß wie nie. Dass die Münchner meist auch noch beeindruckenden Fußball spielen, kann sich Heynckes ebenso auf die Fahne schreiben.
Schon jetzt sieht Hoeneß deshalb den neuen Trainer "unter enormen Druck". Guardiola werde daran gemessen werden, "was dieses Jahr passiert. Mit Guardiola kannst du eigentlich nur die Champions League gewinnen, nichts anderes". Für den Spanier sei es "schwierig", ergänzte "Kaiser" Franz Beckenbauer, überhaupt noch etwas besser zu machen: "Mehr als 20 Punkte Vorsprung, wie will er das machen? Jeder denkt: Wenn der Guardiola kommt, wird alles besser. Und wenn Guardiola nur mit 15 Punkten Vorsprung Meister wird, sind wahrscheinlich alle enttäuscht."
Heynckes wird sich das dann alles in Ruhe anschauen, wie es in München nach seiner Zeit weitergeht - möglicherweise von seinem Denkmal herab.