Stefan Kießling (82./Handelfmeter) mit seinem 16. Saisontor und Lars Bender (86.) schossen den Werksklub zu einem glücklichen 2:1 (0:1)-Erfolg gegen den VfB Stuttgart. Leverkusen liegt damit sieben Punkte vor dem Tabellenvierten Eintracht Frankfurt.
Der VfB verpasste trotz langer Führung die Chance, bis auf vier Zähler an einen Europa-League-Platz heranzurücken. Die schlechteste Rückrunden-Mannschaft und ihr zuvor 580 Minuten torloser Torjäger Vedad Ibisevic hatten beim 1:0 von einer Fehlentscheidung von FIFA-Schiedsrichter Wolfgang Stark profitiert; der Strafstoß, den der Bosnier zum Führungstor nutzte (12.), war nämlich unberechtigt. Allerdings stand auch Kießling bei seiner Vorlage zu Benders Siegtor im Abseits.
"Das war verdammt wichtig. Stuttgart stand sehr tief, da war es schwer für uns", sagte Kießling, der zum achten Mal in Folge gegen Stuttgart traf. VfB-Schlussmann Sven Ulreich ärgerte sich derweil über die vergebene Chance: "Wir haben es 80 Minuten lang sehr gut gemacht. Am Schluss waren wir zu nachlässig."
Die 27.058 Zuschauer in der BayArena sahen eine insgesamt schwache erste Halbzeit. Die Gäste, deren Trainer Bruno Labbadia seine erste Bundesliga-Saison 2008/09 mit Licht und Schatten in Leverkusen absolviert hatte, gefielen zumindest durch taktische Kompaktheit und Disziplin. Der unberechtigte Strafstoß - Philipp Wollscheid hatte Ibisevic vor dem Strafraum gefoult, zudem hatte William Kvist den Angriff mit einem Handspiel eingeleitet - war jedoch ihr einziger Torschuss in der gesamten ersten Halbzeit.
Doch die frühe Führung spielte dem VfB in die Karten, denn so konnte er seine taktische Marschroute voll ausspielen. Die Gäste, die im Gegensatz zu Bayer das Pokal-Halbfinale und das Achtelfinale der Europa League erreicht hatten, überließen Bayer das Spiel, und der Tabellendritte offenbarte dabei die schon in den vergangenen Wochen augenscheinlichen Schwächen. Zudem hatte Bayer einen frühen Schock hinnehmen müssen: Schon nach wenigen Sekunden verletzte sich Innenverteidiger Ömer Toprak bei einem Zweikampf am Knie, nach minutenlanger Behandlungspause ersetzte ihn Daniel Schwaab (5.).
Bayer kam im ersten Durchgang nur zu zwei echten Torchancen, beide durch Kießling. Zunächst köpfte der 29-Jährige nach einem Eckball von Gonzalo Castro den Ball knapp über das Tor (17.), dann schlug Stuttgarts Abwehrchef Serdar Tasci den Ball nach einem Lupfer von Kießling kurz vor der Linie aus der Gefahrenzone.
Auch nach dem Wechsel agierten die Leverkusener, bei denen der Tscheche Michal Kadlec nach viereinhalb Monaten sein Comeback gab, zumeist einer Spitzenmannschaft unwürdig. Dem Bayer-Spiel fehlten Variationen und Kreativität. Die zahlreichen hohen Bälle, die Bayer über 90 Minuten bevorzugt anwendete, hatten sich eigentlich früh als falsches Mittel erwiesen. Doch im Zentrum fehlte ohne Kapitän Simon Rolfes die Ordnung, Nationalspieler André Schürrle war auf der linken Offensivseite lange Zeit eine Totalausfall. So musste Bernd Leno in höchster Not gegen Gotoku Sakai das 0:2 verhindern (63.).
Der eingewechselte Jens Hegeler vergab in der 77. Minute zunächst die große Chance zum Ausgleich, als er an Ulreich scheiterte. Dann verwandelte Kießling den Handelfmeter sicher zum 1:1. Bender drehte die Partie dann komplett.
Bei Bayer überzeugten Kießling und Carvajal. Beim VfB bot bis auf einen Schnitzer der junge Antonio Rüdiger in der Innenverteidigung eine gute Partie, zudem gefielen die "Sechser" Kvist und Christian Gentner.