Jupp Heynckes hat es angeblich gar nicht gewusst, aber ja, sagt er zumindest, "ich habe davon gehört". Sie haben ihm schließlich mitteilen müssen, dass er am Samstag kurz vor halb vier nicht gleich nach rechts auf die Trainerbank abbiegen soll, sondern vor dem Spiel des FC Bayern gegen Werder Bremen erst mal noch geehrt wird. "Er hat es sich verdient, dass wir ihn da auch mal besonders feiern", betont der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummennigge.
Jupp Heynckes ist ein Kind der Bundesliga, und weil er bis zum Alter von mittlerweile 67 Jahren jung geblieben ist, knackt er nun eine bemerkenswerte Marke. Seit dem 14. August 1965 hat Heynckes in der Bundesliga 369-mal mitgespielt und dazu 630-mal eine Mannschaft betreut: Folgt am Samstag gegen Bremen also Einsatz Nummer 1000. "Da sieht man mal, wie die Jahre vergangen sind", sagt der Jubilar über sein "Juppiläum" (Bild).
Eine Zahl, die bisher nur Otto Rehhagel erreicht hat Wenn er sich die Zahl so vorstellt, dann findet auch Heynckes, dass sie "imposant" ist. Erreicht hat sie bislang nur Otto Rehhagel, der war 201-mal als Spieler aktiv, 832-mal als Trainer, das ergibt 1033 Einsätze. Eine solche Marke zu erreichen, sagt Heynckes, "habe ich als Spieler nie zu träumen gewagt, das ist eine lange Historie, über die man sicher mehrere Bücher schreiben könnte." Könnte man in der Tat. "Aber ich werde das nicht machen", sagt Heynckes.
Vielleicht ist Heynckes ja der Aufwand zu groß, zu schildern, was in den Jahren seit jenem ersten Einsatz für Borussia Mönchengladbach gegen Borussia Neunkirchen so passiert ist. Die Liste seiner Erfolge ist jedenfalls ellenlang: Er war Weltmeister und Europameister (1974 bzw. 1972), UEFA- und DFB-Pokal-Sieger, viermal deutscher Meister. Der dritte Bundesliga-Titel als Trainer wird wohl im Mai dazukommen, vielleicht auch der zweite Champions-League-Sieg.
Rummenigge: "Ein absolutes Kind der Bundesliga" Jupp Heynckes sei ein "absolutes Kind der Bundesliga, und es ist doch auch sehr passend, dass er dieses außergewöhnliche Jubiläum in der 50. Saison seit Bestehen der Bundesliga feiert", sagt Klub-Chef Rummenigge. Heynckes hat in der Tat nur für zwei Vereine gespielt - zwischen zwei Aufenthalten in Gladbach auch für Hannover 96. Aber: Unter den neun Klubs, die er trainierte, sind vier ausländische: CD Teneriffa, Athletic Bilbao, Benfica Lissabon und Real Madrid.
Es ist eine bemerkenswerte Fügung, dass Heynckes am Samstag mit dem FC Bayern, den er zum dritten Mal führt, auf Bremen trifft. Der Trainer dort, Thomas Schaaf, liegt derzeit laut impire-Datenbank auf Rang sechs in der Liste der Bundesliga-Einsätze mit 730 - 262 als Spieler, 468 als Trainer. Vor Schaaf stehen Friedhelm Funkel (779), Winfried Schäfer (789) und Felix Magath (801), er hat also gute Chancen, irgendwann mal selbst an die Spitze zu kommen.
Leistung "einzigartig" und außergewöhnlich" Die Leistung von Heynckes, sagt Schaaf, sei "einzigartig", sie sei "außergewöhnlich" - das sagt einer, der unter Rehhagel gedient hat. Auch Thomas Eichin, der neue Sportdirektor der Bremer, hat zum Jubiläum etwas beizutragen. Heynckes, erinnert sich Eichin, habe ihn als 17-Jährigen einst persönlich nach Gladbach gelockt. Und obwohl er in den ersten beiden Jahren "viel Lehrgeld" hätte zahlen müssen, habe er von Heynckes "sehr profitiert".
Was Eichin an Heynckes nach wie vor auffällt, ist dessen "große Leidenschaft". Eine Leidenschaft, die abfärbt. Womöglich wird diese Saison die erfolgreichste für Heynckes werden, er kann neben der so gut wie sicheren Meisterschaft noch den DFB-Pokal gewinnen und, zum zweiten Mal nach 1998 mit Real Madrid, die Champions League. Danach wird er Platz machen, oder machen müssen, für Pep Guardiola. Es ist ein Wechsel, den Heynckes gerne noch hinausgezögert hätte.
Thomas Schaaf sagt über Heynckes, er empfinde es als "mehr als angenehm", einen "solchen Kollegen erleben zu dürfen". Und außerdem hoffe er, "dass noch viele Spiele dazukommen". Gut möglich. Heynckes hat ja nicht gesagt, dass der FC Bayern seine letzte Station ist. Es scheint, als könne sich das Kind der Bundesliga noch nicht so recht mit dem Dasein eines Rentners anfreunden.