Der Trainer von Schalke 04 stapfte nach dem erschreckenden Auftritt seines Teams beim Hamburger SV (1:3) missmutig und mit finsterem Blick durch die Arena.
Seine zur Faust geballten Hände vergrub der "Knurrer von Kerkrade" tief in den Taschen seines blauen Trainingsanzugs. "Wir haben unsere Leistung nicht gebracht", sagte, oder besser brummte Stevens. Der Niederländer war kurz vor seinem 59. Geburtstag am Donnerstag gar nicht glücklich.
Dass sich der Schaden nach der 100. Niederlage von Stevens als Bundesliga-Trainer noch in Grenzen hielt, konnte ihn nicht besänftigen. Borussia Dortmund holte im Kampf um die Champions-League-Plätze nur einen Punkt, Frankfurt blieb gar ohne Zähler. Doch das interessierte Stevens nicht, sein Team war harmlos, einfallslos, ein Stück weit auch kampflos aufgetreten - zu wenig für ein Spitzenteam, das durch Tore von Maximilian Beister (52.), Artjoms Rudnevs (65.) und Milan Badelj per Foulelfmeter (90.+2) verdient verlor. Für Schalke traf nur Klaas-Jan Huntelaar (80.).
"Vorne nutzen wir unsere Chancen nicht, hinten machen wir die entscheidenden Fehler", sagte Kapitän Benedikt Höwedes", das ist völlig unnötig und darf uns nicht passieren. Aber von einer Krise würde ich nicht sprechen." Doch zumindest eine Auswärtskrise muss sich S04 eingestehen. Nach zwei Pleiten in Hoffenheim und Leverkusen folgte nun die nächste Nullrunde auf fremdem Platz. Auswärts ohne Punkt, zu Hause nur vier Zähler - Schalke dürfte froh sein, dass der November fast vorbei ist.
"Wir kriegen es einfach nicht gebacken", sagte Jermaine Jones, der Schalkes Spiel als zu "durchsichtig" und zu statisch einordnete und sich als einer der wenigen wirklich wehrte. Der HSV spulte vier Kilometer mehr ab als Schalke (114,4:110,4) und war schlicht bissiger.
SO4 fehlte die Entschlossenheit im Spiel nach vorne, die Mannschaft wirkte müde, was angesichts von bereits 21 Pflichtspielen auch nicht wirklich verwunderlich ist. Die Dreifachbelastung aus Bundesliga, Champions League und DFB-Pokal steckt den Schalkern offenbar in den Knochen. "Ich finde, dass ein Profi das hinkriegen muss", sagte Stevens, fügte aber an: "Es soll keine Entschuldigung sein, aber wir hatten einen Tag weniger Pause. Vielleicht war das ein Grund."
Bei den großen Ambitionen des Revierklubs darf die Belastung aus den englischen Wochen tatsächlich nicht als Ausrede für Leistungen wie in Hamburg herhalten. Vor dem Duell mit dem Bundesliga-Dino hatte Horst Heldt noch von Trophäen gesprochen, "keiner soll auf Schalke den Anspruch verlieren, Titel zu gewinnen", hatte der Sportdirektor gesagt. Die Leistung in Hamburg verhagelte auch ihm die Laune. Für die wartenden Reporter hatte Heldt nur ein Wort übrig: "Tschüss!"
Damit die Königsblauen nach einem schwarzen November im Kampf um die erneute Qualifikation für die Königklasse nicht weitere Rückschläge einstecken, müssen sie sich am Samstag gegen Borussia Mönchengladbach deutlich steigern. "Wir müssen anders auftreten", sagte Jones. Aber wie diese Forderung umzusetzen ist, konnte in Hamburg kein Schalker beantworten.