"Wir haben gefühlt, dass wir ähnlich sind. Deshalb hat es mir ja Angst gemacht, dass ich einen ähnlichen Weg einschlagen könnte", sagte Adler in einem Interview mit dem Magazin Stern über Enke, der an Depression litt und sich vor drei Jahren das Leben nahm.
Er habe sich "schon in der Nähe des Stadions, wo ich mich sonst am besten fühlte, total unwohl gefühlt", bekannte Adler. "Ich bekam auf einmal Beklemmungen. Ich war froh, wenn ich wieder zu Hause war, hatte keine Lust, mit Leuten zu reden." Enke war einst Adlers Rivale im Kampf um den Stammplatz im deutschen Tor. Nach Enkes Tod war Adler zur deutschen Nummer 1 aufgestiegen, er verlor den Platz aber verletzungsbedingt an Manuel Neuer (Bayern München).
"Wir sind beide sehr sensibel und hatten keinen Bock, noch mehr Druck gegeneinander zu machen"
"Wir sind beide sehr sensibel und hatten keinen Bock, noch mehr Druck gegeneinander zu machen. Der Druck bei der Nationalmannschaft ist auch so groß genug", sagte Adler über Enke. Er selbst, sagte er, habe aufpassen müssen, "dass ich nicht in eine Depression verfalle. Ich hatte mir viel zu viel Druck gemacht, der Körper sucht sich dann ein Ventil, bei mir waren das die vielen Verletzungen."
Adler gehörte beim Länderspiel in Amsterdam am Mittwoch gegen die Niederlande nach zwei Jahren Abwesenheit wieder dem DFB-Team an. Am 9. November, einen Tag vor Enkes Todestag, schrieb Adler auf seiner Facebook-Seite: "Morgen vor 3 Jahren ging ein guter Mensch und Kollege von uns. Helft zusammen mit gegen die Krankheit Depression."
Adler litt in den vergangenen zweieinhalb Jahren immer wieder unter Verletzungen. In dieser Zeit verlor der Keeper seinen Platz zwischen den Pfosten des Nationalteams, auch bei seinem früheren Klub Bayer Leverkusen wurde der 27-Jährige ausgemustert. Vor dem Holland-Spiel hatte Adler zugegeben, dass er noch vor einem halben Jahr dem "Karriere-Ende nahe" war. Seit seinem Wechsel zum HSV im Sommer geht es für den Torhüter wieder bergauf, er überzeugte zuletzt mit starken Leistungen.
"Mein Leben war früher sehr auf den Fußball fokussiert" Ein Grund für das gelungene Comeback war nach Ansicht Adlers eine Änderung seiner Einstellung. "Mein Leben war früher sehr auf den Fußball fokussiert. Ich habe gemerkt, dass das nicht gut und sogar kontraproduktiv für mich ist. Ich habe gelernt, Distanz zu bewahren", sagte Adler. Früher sah das noch anders aus: "Mit dem Fußball aufzuhören, das wäre für mich damals genauso schlimm gewesen, wie wenn einer aus meiner Familie gestorben wäre."