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Hans Meyer wird 70
Kult-Kauz feiert Geburtstag

Hans Meyer wird 70: "Muss und will nicht klugscheißern"
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Als Mischung aus Heinz Erhardt und Udo Lattek hat Hans Meyer die Bundesliga im Herbst seiner Karriere erobert. Am Samstag wird der kauzige Entert(r)ainer 70.

Als die Fußball-Bundesliga für seinen bissigen Humor noch nicht bereit war, sorgte Hans Meyer regelmäßig für Verwirrung. "Meyer: Ich bin Kommunist", lautete die erste Schlagzeile über den bis dahin kaum bekannten Thüringer, den Borussia Mönchengladbach 1999 als neuen Trainer aus dem Hut zauberte. Dabei hatte der gemütliche Coach bei seiner Vorstellung eigentlich nur einen seiner Späße gemacht. "Das hat aber wohl niemand verstanden", sagt Meyer, der am Samstag (3. November) seinen 70. Geburtstag feiert.

"Wir mussten das Training eine halbe Stunde unterbrechen, weil die Spieler sich so gefreut haben. Einige haben sogar geweint." (nach seiner Vertragsverlängerung in Mönchengladbach)

Beliebt bei Fans und Spielern (eigenen Aussagen zufolge)

Inzwischen sind die Sprüche des Hans Meyer längst Kult. Von Fans geliebt, von Reportern gefürchtet, hat er als Mischung aus Heinz Erhardt und Udo Lattek mit seinem Unterhaltungswert das Bundesliga-Geschäft bereichert. Seine besten Sätze beginnt Meyer gerne mit der etwas seltsamen Einleitung "Gehen Sie davon aus, dass...", das Magazin 11Freunde schenkte ihm daraufhin eine gleichnamige Rubrik. Als eine Art "weiser Mann" des Fußballs darf er dort jeden Monat den Fußball und all seine Auswüchse kommentieren.

"Das kann ich jetzt nicht sagen. Sonst bekomme ich Probleme, wenn meine Frau an Heiligabend mit dem Päckchen mit der Feinripp-Unterwäsche ankommt." (auf die Frage, ob das Remis bei den Bayern das schönste Weihnachtsgeschenk sei)

Hans Meyer als Altersweiser des Fußball - das hätte der Taktik-Fuchs wohl am allerwenigsten erwartet. Denn die Karriere des im böhmischen Briesen geboren Meyer begann schleppend: "Als Spieler war ich nie ein Großer. Deshalb bin ich auch schon mit 27 Trainer geworden", sagt der heutige Gladbacher Vize-Präsident gerne. Ganze 30 Einsätze absolvierte er zwischen 1963 und 1969 in der DDR-Oberliga für Carl Zeiss Jena. "Aber immerhin ist mir dabei ein Tor gelungen. Das kann nicht jeder meiner Spieler von sich behaupten", so Meyer.

"Bemerkenswert finde ich die Tatsache, dass 3000 unserer Fans in St. Pauli waren. Und davon waren höchstens 2000 wegen der Reeperbahn da." (nach seinem ersten Spiel als Borussia-Trainer)

Der gebürtige Briesener ist selten um eine scherzhafte Bemerkung verlegen.

Der Durchbruch gelang als Trainer. Als Chef in Jena (1971 - 1983) gewann Meyer dreimal den Pokal, 1981 zog er als Krönung in das Finale um den Europapokal der Pokalsieger in Düsseldorf ein. "Wir führten 1:0 gegen Tiflis und verloren 1:2. Das schleppt man sein ganzes Leben mit sich rum. Zugleich war es aber auch die größte Leistung, die ich als Trainer erreicht habe", äußert Meyer. Mit 80 Europapokalspielen hält er den nicht mehr zu knackenden DDR-Rekord.

"Sie werden sich noch schwarz ärgern, wenn wir wirklich aufsteigen. Dann guckt nämlich keine Sau mehr Ihre Sendung." (zu Gladbacher Zweitliga-Zeiten zu einem DSF-Reporter)

Für eine Trainer-Karriere im Westen reichte das nach der Wende aber nicht. "Kein Wunder, der DDR-Fußball war hier nicht 500, sondern 20.000 Kilometer entfernt. Wir waren doch Sibirien", sagte Meyer einmal. Dabei sei er "im Osten ähnlich populär wie hier Udo Lattek" gewesen. Erst seine Erfolge beim niederländischen Erstligisten Twente Enschede, den er aus dem Abstiegskampf in den Europapokal führte, brachten Meyer 1999 einen Job in Mönchengladbach. Da war er immerhin schon 56 Jahre alt.

"Der Fußball hat bei uns einen Stellenwert, der gar nicht statthaft ist - für das bisschen Arschwackeln."

Meyer im Moment des größten Erfolgs noch als Fußballrealist.

Statt der verdienten Fußball-Rente begann der Stress. "In Enschede hatte ich eigentlich den richtigen Job, um aufzuhören. Ich wohnte auf dem Land, ab und zu kam mal eine Kuh vor das Fenster, das war es aber auch", sagte Meyer. In Mönchengladbach stand der Entert(r)ainer plötzlich im medialen Blickpunkt. Auch dank seines Erfolges: 2001 gelang der Aufstieg in die Bundesliga, 2004 rettete er die Hertha vor dem drohenden Abstieg.

"Meine Frau hat mich nicht mehr in den Garten gelassen, weil ich die Rosen nicht vom Blumenkohl unterscheiden konnte."

Dann ging Meyer "endgültig" in Rente - und kam 2005 doch zurück. "Meine Frau hat mich nicht mehr in den Garten gelassen, weil ich die Rosen nicht vom Blumenkohl unterscheiden konnte", sagte Meyer, der Rastlose, über sein Comeback beim 1. FC Nürnberg. Beim Club gelang dem populären Coach schier Unglaubliches: 2006/2007 landete der FCN auf Platz sechs, als Krönung gewannen die Franken den DFB-Pokal. Meyer: "Ich bin nun als Pokalsieger in der DDR und im Westen in die Geschichte eingegangen. Wurde auch Zeit, so viele gibt's nicht mehr von uns."

"Ihr wisst ja, beim Geschlechtsverkehr dürft Ihr mich immer stören, aber bei der Fresserei ist es einfach scheiße!"

Dass der Ex-Trainer auch aus der Haut fahren konnte, steht außer Frage.

Nach einem weiteren Kurz-Comeback bei "seiner Borussia" war 2009 endgültig Schluss. Zumindest fast: Seit 2011 sitzt Meyer im Gladbacher Präsidium, mehr als Berater denn als Entscheider. "Da muss und will ich nicht klugscheißern", sagte er unlängst.

"Torwart Jörg Stiel sagte mal, ich wäre sein bester Trainer gewesen. Später erfuhr ich, dass er nur zwei hatte."

Viel lieber frönt Hans Meyer seinem größten Hobby. Das ist nicht etwa Rosen züchten - diesen Irrtum hat er längst aus der Welt geschafft - sondern Gassi gehen mit Hund Aldo. Meyer bei seiner letzten Unterschrift in Gladbach: "Ich habe bereits mit ihm gesprochen und ihm zugesichert, dass unsere enge Zusammenarbeit fortgesetzt wird."

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