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Vukcevic-Unfall
Hoffenheim zwischen Hoffen und Bangen

Hoffenheim: "Nicht einzeln zu Hause trauern"
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Selten war ein Fußballspiel so belanglos wie das 0:0 zwischen 1899 Hoffenheim und dem FC Augsburg. In Gedanken waren alle Beteiligten bei Boris Vukcevic.

Am Ende des emotionalen Ausnahmezustands hatten die Hoffenheimer ihre Nerven dann doch nicht mehr im Griff. Trainer Markus Babbel wurde kurz vor Abpfiff auf die Tribüne, Profi Sejad Salihovic des Feldes verwiesen. Doch als sich alle Spieler des Fußball-Bundesligisten nach dem 0:0 gegen den FC Augsburg das Trikot von Boris Vukcevic überstreiften, waren diese Szenen eines belanglosen Spiels bereits wieder vergessen.

In einer Reihe standen die Profis mit Tränen in den Augen vor der Fankurve, wurden von Babbel umarmt und sangen gemeinsam mit den Anhängern den Namen ihres Teamkollegen, der in der Heidelberger Uniklink mit dem Tod ringt. Der Zustand des 22-Jährigen, der am Freitagnachmittag bei einem schweren Autounfall lebensgefährliche Kopfverletzungen erlitten hat, ist weiter kritisch. Eine medizinische Prognose über den weiteren Verlauf kann derzeit nicht abgegeben werden. Vukcevic liegt nach einer Notoperation im künstlichen Koma.

"Es geht mir nicht gut. Boris ist im Krankenhaus und kämpft. Es war sehr schwer zu spielen. Wir haben versucht, für ihn zu kämpfen und zu spielen. Dennoch war es irgendwo im Hinterkopf, dass er im Krankenhaus um sein Leben kämpft", sagte Kapitän Marvin Compper, der die Austragung der Partie dennoch verteidigte: "Trotzdem war es gut, dass wir nicht nach Hause gegangen sind, um einzeln zu trauern. Es war besser, es gemeinsam zu verarbeiten. Wir haben das ausgeübt, was uns verbindet. Ich hoffe, Boris hat das gespürt."

Obwohl die Deutsche Fußball Liga (DFL) einer Spielabsage zugestimmt hätte, wollten Vukcevics Teamkollegen auflaufen. Die Spieler, die über einen Besuch bei Vukcevic nachdenken, kamen damit einer Aufforderung von dessen Eltern nach.

Als Maßnahme nach der Partie erhielten die Profis nun eine zweitägige Auszeit. Das nächste Training ist erst für Dienstag (15.30 Uhr) angesetzt. Am Sonntagvormittag besprach die Teamleitung mit dem Mannschaftspsychologen Jan Mayer, wie der weitere Umgang mit den Spielern geregelt werden soll.

"Wir lassen die Jungs nicht allein. Jetzt ist psychologische Hilfe gefragt. Keiner von uns war jemals in so einer Situation", sagte Manager Andreas Müller. Der mitgenommene Babbel, der wegen Meckerns erstmals in seiner Trainerkarriere von Schiedsrichter Markus Schmidt auf die Tribüne verbannt worden war (84.), rang nach der Partie um Fassung. "Wir haben versucht, Energie auszustrahlen, die bei Boris ankommt. Das hat die Mannschaft versucht", sagte der Coach: "Wir müssen alle mithelfen, damit die Hoffnung nicht stirbt."

Die Ursache des Unfalls ist weiter unbekannt. "Der Unfallhergang ist noch unklar. Beide Fahrzeuge wurden beschlagnahmt, sie werden auf Anordnung der Staatsanwaltschaft von einem Sachverständigen untersucht", sagte Norbert Schätzle, der Sprecher der Heidelberger Polizei, am Samstagabend: "Wie Vukcevic mit seinem Fahrzeug auf relativ gerader Strecke auf die linke Fahrbahn kommen konnte, ist Gegenstand der Ermittlungen."

Laut Schätzle wird auch untersucht, ob die Diabetes-Erkrankung des Spielers die Ursache für den Unfall sein könnte. "Die Untersuchung an den Fahrzeugen ist akribische Kleinarbeit. Es kann Wochen dauern, bis ein Gutachten vorliegt", sagte Schätzle. Der in den Unfall involvierte Lastwagen-Fahrer war nur so leicht verletzt, dass er nicht ins Krankenhaus musste. Laut Schätzle erlitt er aber einen Schock.

Der sechsmalige U21-Nationalspieler Vukcevic, der seit August 2008 insgesamt 78 Bundesligaspiele für Hoffenheim absolvierte, war mit seinem PKW auf der B45 zwischen Bammental und Mauer mit einem 40-Tonnen-LKW zusammengestoßen. Der Offensivspieler, der auf dem Weg zum Training war, wurde an der Unfallstelle notärztlich versorgt und mit einem Rettungshubschrauber nach Heidelberg geflogen.

Der Unfall Vukcevics hat die Fußballwelt geschockt. FIFA-Präsident Joseph S. Blatter twitterte: "Meine Gedanken sind bei Boris Vukcevic und seiner Familie. Ich hoffe, dass es ihm bald wieder gut geht." Im Hoffenheimer Fanblock waren Fotos von Vukcevic und Spruchbänder ("Alles für Boris") zu sehen. Die Augsburger wärmten sich in T-Shirts mit der Aufschrift "Gute Besserung, Boris" auf. Zahlreiche Kollegen nutzten die sozialen Netzwerke, um Vukcevic alles Gute zu wünschen.

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