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Huszti versteht die Welt nicht mehr

Hannover: Ein Platzverweis für die Geschichtsbücher
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Tragischer geht es kaum: Szabolcs Huszti war beim 3:2-Sieg gegen Bremen an allen drei Toren beteiligt und muss wegen übertriebenen Jubels vorzeitig vom Platz.

Vor ihm tobten die Fans, hinter ihm seine Mitspieler und auf der Trainerbank hüpfte Mirko Slomka auf und ab: Nach seinem spektakulären Last-Minute-Treffer zum 3:2 (2:1) gegen Werder Bremen schwebte Szabolcs Huszti rund 75 Sekunden lang auf Wolke sieben - dann kassierte der Ungar einen der kuriosesten Platzverweise der Bundesliga-Geschichte. "Ich kannte die Regel nicht und wusste nicht, dass man dafür zweimal Gelb bekommen kann", sagte Huszti nach dem Sieg im Nordderby und schüttelte mit finsterer Miene den Kopf.

Gelb für das Ausziehen des Trikots, Gelb für das Klettern an der Begrenzung des Innenraums - sogar Schiedsrichter Deniz Aytekin hatte Mitleid mit dem Helden des Tages. "Es tut mir weh und leid, aber so sind die Regeln", sagte der Unparteiische, der den 29-Jährigen nach dessen Traumtor in der Nachspielzeit vom Platz stellen musste. Denn Unwissenheit schützt bekanntlich nicht vor Strafe.

Schlaudraff ahnte schon Böses

Einzig Teamkollege Jan Schlaudraff sah das Unheil für den kleinen Dribbler, der erst vor drei Wochen nachverpflichtet wurde, kommen: "Ich habe irgendwie geahnt, was passieren könnte. Aber ich konnte nichts machen und ihn nicht mehr zurückhalten." Und so durfte Huszti sich damit trösten, mit seinem Tor die Position der Niedersachsen als Nummer eins des Norden zementiert zu haben.

Dennoch werden die "Roten" ihren guten Bundesliga-Start ohne den spielfreudigen Huszti, der schon das Führungstor (6.) per Freistoß selbst erzielt und das 2:0 von Leon Andreasen (10.) per Flanke vorbereitet hatte, am nächsten Sonntag in Hoffenheim ausbauen müssen. 96-Trainer Mirko Slomka, erster Gratulant und Tröster von Huszti am Spielfeldrand, sah den Platzverweis mit gemischten Gefühlen: "Er war regelkonform. Andererseits wird es ja immer für gut erachtet, wenn die Spieler positive Emotionen rüberbringen."

Die spektakuläre Aktion des 29-Jährigen war nur der krachende Schlussakkord einer spektakulären Partie, die keinen Verlierer verdient hatte. "Was für ein Klassespiel! Es war alles drin, es war alles da", schwärmte Werder-Trainer Thomas Schaaf, auch die Analyse seines Kollegen Slomka fiel euphorisch aus: "Es war eine irre Partie und ein ziemliches Spektakel."

Mit dem besseren Ende für die Gastgeber, denen aber nach den beiden Gegentoren durch Aaron Hunt per Handelfmeter (26.) und Kevin de Bruyne (74.) sogar die erste Heimniederlage seit April 2011 drohte. "Es war auf hohem Niveau sehr knapp, beide Teams können in in dieser Saison noch viel erreichen", meinte Schlaudraff, Slomka sprach davon, "ein glücklicher Sieger" zu sein.

Schaaf, der mit seiner jungen Truppe wieder seine alte Leidenschaft als Fußball-Lehrer ausleben kann, nahm soviel Positives wie möglich aus der sehenswerten Partie vor 49.000 Zuschauern in der WM-Arena am Maschsee mit: "In der Tabelle hängen wir jetzt ein bisschen hinterher. Auch, weil wir in drei Spielen zweimal zu Unrecht als Verlierer vom Platz gegangen sind. Aber ich bin sicher, dass in den nächsten Spielen die richtigen Ergebnisse kommen."

Genau die haben die Hannoveraner schon, was aber für Slomka noch keine Aussagekraft hat: "Wir haben doch erst drei Spieltage hinter uns gebracht." Die aber immerhin mit sieben Punkten und einer Tabellenposition vor Meister und Pokalsieger Dortmund.

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