Claudio Pizarro und Rafinha werden sich schon einig werden. Rafinha, brasilianischer Abwehrspieler von Bayern München, bewohnt derzeit das Haus des Noch-Bremers in München. Pizarro aber wird ja demnächst wieder zurück an der Isar erwartet. Rafinha müsste dann womöglich Umzugskisten packen lassen und sie mit einer Gelsenkirchener Adresse versehen. Denn dort haben sie ihren einstigen "Giftzwerg" noch immer gern - und die Bayern interessieren sich ihrerseits für Schalkes Verteidiger Benedikt Höwedes. Der soll sich schon im Sommer 2011 mit dem Gedanken getragen haben, eine Bleibe in München zu suchen.
Dass Rafinha mit dem Kapitän der Königsblauen verrechnet wird, hält Hans-Georg Felder jedoch für ausgeschlossen. "Da ist überhaupt nichts dran", sagte der Sprecher von Höwedes' Beratungsagentur dem Münchner Merkur.
Ausgelöst wurde all die Unruhe auf dem chronisch überhitzten Wohnungsmarkt der bayerischen Landeshauptstadt am vergangenen Samstag. Da ereignete sich in München bekanntlich das "Drama dahoam", dessen albtraumhafte Wirkung die Stadt zwischen Alpen und Donau wie ein Naturereignis heimsuchte. Im Auge des Orkans: Die Bayern-Bosse. Präsident Uli Hoeneß und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge haben ihre Personalplanung unter dem gewaltigen Eindruck der "Schwiegermutter aller Niederlagen", wie man das Ereignis in Anlehnung an die "Mutter" von 1999 nennen darf, radikalisiert. Sogar ein Name wie Edin Dzeko fällt da plötzlich.
Oder besser: Wieder. Noch zu Dzekos Wolfsburger Zeiten waren die Bayern ja an dem 26 Jahre alten Bosnier dran, ehe der sich im Januar 2011 für Manchester City entschied. Dort wurde er, 35 Millionen Euro teuer, nie so richtig froh - obwohl er immer wieder wichtige Tore erzielte. Wie am letzten Spieltag dieser Saison, als er entscheidend mithalf, Citys erste Meisterschaft seit 1968 zu gewinnen. Dzeko für einen Umzug zu gewinnen, wäre teuer und würde Rummenigges Mahnung widersprechen, auch unter dem Eindruck der schweren Niederlage gegen den FC Chelsea "rational zu bleiben".
Doch Dzeko wäre die von Hoeneß vor Monaten angekündigte "Bombe" für den Bayern-Sturm. Die hatten die Münchner in Robert Lewandowski bereits gefunden geglaubt, Double-Sieger Borussia Dortmund wurde wohl sogar schon eine Offerte unterbreitet. Doch BVB-Präsident Hans-Joachim Watzke und Trainer Jürgen Klopp zwangen den Möbelwagen aus München noch vor den Dortmunder Stadtgrenzen zur Umkehr. Klopp: "Unsere oberste Verpflichtung ist es, einen Kader zu haben, mit dem man erfolgreich Fußball spielen kann, nicht, das Festgeldkonto dramatisch zu erhöhen. Es gibt keine Summe, bei der wir im Sommer schwach werden."
Also Dzeko? Angeblich bietet der italienische Meister Juventus Turin wieder mit. Und: Dzekos Verpflichtung wäre ein Misstrauensvotum gegen den sensiblen Mario Gomez, der als Sturmspitze in München bislang gesetzt ist - wenngleich nicht zu befürchten steht, dass Gomez gleich die Möbelpacker bestellt. Allein auf den Nationalspieler wollen sich die Bayern aber wohl nicht mehr verlassen, zumindest nicht in Spielen wie am vergangenen Samstag. Anstelle von Ivica Olic hieße die Alternative für Gomez bald Pizarro. Doch reicht das gegen Chelsea und all die anderen europäischen Schwergewichte (und Dortmund!)? Eben.
Olic, der nach Wolfsburg wechselt, sollte am Dienstagabend verabschiedet werden, als die Bayern den Frust gegen die niederländische Nationalmannschaft zu überwinden suchten. Ebenso Breno (mögliches Ziel: Lazio Rom), Jörg Butt (Karriereende), Takashi Usami (1899 Hoffenheim), Danijel Pranjic und Rouven Sattelmaier. Nicht also Rafinha. Sollte der in München bleiben, könnte Pizarro einstweilen bei seinem Lieblingsitaliener unterkommen. Dort, behaupten Spötter, "wohnt" er ja ohnehin schon.