Es war ein Abend ganz nach dem Geschmack von Uli Hoeneß. Er sei ein "alter Pyromane", hat der Präsident des FC Bayern München dereinst mal zugegeben. Und so war es auch keine allzu große Überraschung, dass es nach dem letzten Heimspiel des Fußball-Rekordmeisters in diesem Jahr in der abgedunkelten Arena zischte und knallte, begleitet wurde der bunte Funkenregen von Lasern, aus den Lautsprechern erklang dazu weihnachtliche Pop-Musik.
Gut, dass es auch noch etwas zu feiern gab. Einmal das 3:0 (0:0) gegen den 1. FC Köln, das trotz Gelb-Rot für Franck Ribéry (33.) erstaunlich ungefährdet war, und dann eben noch die inoffizielle Herbstmeisterschaft. Für die hat sich noch nie einer was kaufen können, aber 16-mal waren die Münchner schon Erster nach der Vorrunde der Fußball-Bundesliga gewesen, immerhin 14-mal hielten sie am letzten Spieltag die Meisterschale hoch. Das stimmte sie zuversichtlich.
"Natürlich ist es Lebensqualität, die Tabelle von oben anzuschauen", sagte Hoeneß. Vor einem Jahr lagen die Münchner zur Halbzeit der Saison unglaubliche 14 Punkte hinter Platz eins, solche Rückstände, versicherte der Präsident, "das macht krank". So gesehen dürfte es Hoeneß gesundheitlich blendend gehen: Erster in der Bundesliga, im Achtelfinale der Champions League mit dem FC Basel eine sogenannte lösbare Aufgabe vor der Brust - besser geht's kaum.
Am Dienstag spielt der FC Bayern noch das DFB-Pokal-Achtelfinale beim VfL Bochum, "ich hoffe", sagte Hoeneß, "dass wir weiterkommen, die Spieler können sich ein schönes Weihnachtsgeschenk machen." Es wäre wohl ein wenig peinlich, würde ausgerechnet ein eher mittelmäßiger Zweitligist den Gesamteindruck eines Halbjahres schmälern, über das der Präsident sagte: "Ich bin total zufrieden mit der Leistung über die gesamte Strecke."
Die Strecke ist allerdings noch nicht mal zur Hälfte absolviert. Bochum, Weihnachtsferien - und dann zählt's erst. "Wir haben noch nichts erreicht", betonte Mario Gomez, der gegen Köln Saisontreffer Nummer 16 erzielte (48.), ehe David Alaba (63.) und Toni Kroos (88.) die Gäste vollends demütigten. "Aber", ergänzte der Torjäger selbstbewusst, "wir haben jetzt die Position, die wir haben wollen. Wenn wir auf uns schauen, holt uns keiner mehr."
Selbst der Platzverweis gegen Franck Ribéry bringt Hoeneß nicht aus der Ruhe: "Franck hat uns in diesem halben Jahr so viel Freude gemacht, den muss man jetzt in den Arm nehmen und sagen: 'Haste Mist gebaut, aber wir sind ja in der Weihnachtszeit. Friede, Freude, Eierkuchen.' Da muss man auch mal vergessen können."
Dass die Münchner zunächst mal prächtig dastehen, liegt nach Meinung nicht nur von Hoeneß an einem Mann alleine: Trainer Jupp Heynckes. Seit Freitag ist der 66-Jährige Rekordhalter der Bundesliga, 455 Spiele hat er nun als Spieler und Trainer gewonnen, eines mehr als Otto Rehhhagel. "Das ist ja schon mal was - wunderbar", sagte Heynckes bei Liga total!, ganz wunderbar aber fände er es, "wenn wir Ende Mai was in den Händen haben."
In den Augen von Hoeneß ist Heynckes genau jene eierlegende Wollmilchsau, die der FC Bayern braucht. "Der Trainer ist hauptverantworlich für die Ruhe in der Mannschaft, für die Harmonie, für das taktische Verhalten", berichtete er, "Jupp Heynckes bestimmt alles alleine", er habe den "allergrößten Anteil" an der Lage, in der sich der Rekordmeister derzeit befinde. Hoeneß will Heynckes dafür hochstpersönlich belohnen: "Er kriegt ein Bussi von mir."
Die Meisterschale, die will der FC Bayern auf jeden Fall holen, es wäre das 23. Mal. Und dann ist da ja noch die Champions League. Das Endspiel findet am 19. Mai 2012 in München statt, der Weg dorthin führt im Februar und März erst mal über den FC Basel. Den Bayern ist bewusst: Die Chancen stehen gut, "ihrem" Finale, ihrem Traum ein Stück näherzukommen. "Wir sind Favorit", sagte nicht nur der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge.
Die Bayern, das wissen sie sehr wohl, hatten auch ihre Schwächen in der Hinrunde, verloren daheim gegen Borussia Dortmund und gleich danach in Mainz. Aber, betonte Heynckes, es sei ja normal, dass "man über eine gesamte Hinrunde nicht durchgehend auf einem hohen Niveau spielen kann." Zugleich "drohte" er: Wenn in der Rückrunde Arjen Robben in Topform sei und Bastian Schweinsteiger zurückkomme, "werden wir auf ganz hohem Niveau spielen."
Spannung verspräche dann allenfalls, ob eine Mannschaft wie der 1. FC Köln nach der Fünfer- dann vielleicht die Sechserkette erfindet; ob sich dann eine Mannschaft auch mal traut, den FC Bayern zu attackieren, wenn der in Unterzahl spielt. Die Kölner jedenfalls sahen bei ihrer ersten Niederlage in München seit 2002 nicht wie Geißböcke aus. Eher wie Angsthasen. Lukas Podolski übrigens fiel nur einmal auf: Bei seiner Auswechslung in der 68. Minute.