Doch längst hat der 46-Jährige erfahren müssen, dass es auch beim eigentlich eher beschaulichen Werksklub rüde zugehen kann - wenn der Erfolg ausbleibt. Ganz erfolglos ist Bayer unter Dutt zwar nicht, aber die Spieler hinken deutlich hinter den eigenen Ansprüchen hinterher.
Vor allem, was die Bundesliga anbelangt. "In der Champions League stehen wir hervorragend da", sagt Dutt: "Was die Bundesliga betrifft, sind wir überhaupt nicht zufrieden." In der Tat haben die Rheinländer in der Königsklasse mit zwei Heimsiegen gegen den KRC Genk und den FC Valencia die Erwartungen bislang erfüllt, in der Bundesliga ist Bayer aber nur ein Vertreter des Mittelstandes.
"Es waren vier wunderschöne Jahre"
Das Gastspiel ausgerechnet bei Dutts Ex-Klub SC Freiburg hatte richtungweisenden Charakter - auch für den Coach. Mit welchen Gefühlen kehrte Dutt in sein "Wohnzimmer" zurück? "Unabhängigkeit von der Bayer-Situation mit von Grund auf schönen", sagte der gebürtige Kölner: "Es waren vier wunderschöne Jahre, in denen viele Freundschaften entstanden sind."
Seiner Mannschaft fehlte zuletzt vor allem eines: Konstanz. "Die Leichtigkeit durch das Fehlen der Ergebnisse ist nicht da. Da fehlt eben die Kreativität, die man auch im Kopf braucht", betonte Dutt bei Bayer-TV.
Dutt hat mittlerweile Zugeständnisse gemacht
Natürlich führten auch etliche Verletzungen dazu, dass Dutt sein Konzept noch nicht so umsetzen konnte. Allerdings eckte er auch mit seiner Art in Leverkusen an. Der Nachfolger von Jupp Heynckes wollte vieles umkrempeln, nicht alles war jedoch auch umsetzbar. Dutt hat mittlerweile Zugeständnisse gemacht. Dennoch kommt keine Ruhe unterm Bayer-Kreuz auf. Der 2:1-Sieg in der Champions League gegen Valencia nach superschwacher erster Halbzeit und einem 0:1-Rückstand sollte eigentlich wie ein Befreiungsschlag wirken. Doch zuletzt gab es gegen Schalke 04 in der Bundesliga wieder eine Heimpleite (0:1).
Die Klubführung um Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser und Sportchef Rudi Völler stärkten dem neuen Trainer demonstrativ den Rücken. Der lange Schatten seines Vorgängers Heynckes, der die Rheinländer in der vergangenen Saison zur Vizemeisterschaft geführt hatte, bereitet Dutt allerdings Probleme. "Jupp Heynckes hat die Messlatte sowohl menschlich, als auch sportlich verdammt hoch gelegt. Ich glaube sogar, dass es einfacher ist auf einen Trainer wie Louis van Gaal zu folgen als auf Jupp Heynckes", hatte Dutt gesagt.
Dutt trieb sich selber in die Enge
Eine Aussage, mit der er sich keinen Gefallen getan hat. Dutt hat sich mit ungeschickten Aussagen und Verhaltensweisen selbst bei Bayer in die Enge getrieben. "Wer für einen Champions-League-Klub spielt, für den ist es eine Ehre, auf der Bank sitzen zu dürfen", sagte er beispielsweise und stieß den damaligen Ergänzungsspieler Michael Ballack vor den Kopf. Inzwischen hat er offenbar gemerkt, dass er diese Art des Umgangs mit seinen Stars nicht pflegen kann.
In Freiburg war alles irgendwie einfacher für den Fußballlehrer. Er hatte vier Jahre Zeit, die Mannschaft aufzubauen. Die Erwartungen waren eher gering. In Leverkusen ist das anders. Dort warten die Fans immer noch auf die erste Meisterschaft. Platz zwei in der vergangenen Saison hat Begehrlichkeiten geweckt. Aber wenn nicht alles täuscht, dann ist in dieser Saison der Zug für Bayer und Dutt in der Bundesliga schon abgefahren.