Jupp Heynckes, Ihre Mannschaft hat beim 4:0 gegen Hertha BSC Berlin mit spielerischer Leichtigkeit begeistert. Wie leicht sah es denn von der Bank aus?
Wenn man nach 13 Minuten 3:0 führt, kann man optimal Fußball spielen - und das haben wir über weite Strecken gemacht. Insbesondere in der ersten Halbzeit haben wir eine überragende Partie gemacht. Aber was man bemängeln kann, ist, dass wir noch viele Torchancen ungenutzt ließen.
Das galt nicht nur, aber auch für Franck Ribéry, der mitunter zu eigensinnig war. Muss er sich das von Ihnen noch vorhalten lassen?
Nein, ich habe Franck selbst gesagt, er müsse egoistischer werden. Ein Mann seiner Klasse muss mehr Tore erzielen, deshalb bin ich froh, dass er das einmal gemacht hat. Er hat besonders in der ersten Halbzeit absolute Topklasse gespielt, da kann er auch mal so eine Situation verpassen, wo er früher abspielen hätte.
In der zweiten Hälfte ließ es Ihre Mannschaft lockerer angehen - weil sie das Spiel beim SSC Neapel im Kopf hatte?
Wir haben am Dienstag ein ganz schweres Champions-League-Spiel, deswegen haben wir zwar keinen Gang zurückgeschaltet, aber doch das Ergebnis verwaltet. Wenn es notwenig gewesen wäre, hätten wir in der zweiten Halbzeit noch Luft nach oben gehabt, obwohl wir seriös gespielt haben. Ich kann es den Spielern nicht verübeln, wenn sie hier und da nicht hundertprozentig bei der Sache sind, was sie nicht getan hätten, wenn es nötig gewesen wäre.
Gehen Ihrer Mannschaft in der Bundesliga nicht langsam die Gegner aus?
Wir müssen jedes Spiel aufs Neue angehen, uns konzentrieren und fokussieren, deswegen lassen wir uns da gar nichts einreden. Natürlich gibt es noch Gegner, das weiß man doch. Wir haben jetzt neun Spieltage, da haben die Ergebnisse schon eine gewisse Aussagekraft - ebenso, wie wir Fußball spielen. Aber die Saison ist noch lang.
Das ist jetzt ein bisschen viel Understatement...
Der FC Bayern spielt in dieser Saison einen Fußball, der nicht alltäglich ist. Wir haben eine absolute Topmannschaft, in der das Gleichgewicht zwischen Defensive und Offensive stimmt, die den Ball laufen lassen kann, in der jeder Spieler im richtigen Augenblick das macht, was nötig ist. Deswegen ist es für jeden Geger im Moment schwer, gegen uns zu spielen.
Ist der FC Bayern schon am Limit?
Wir haben noch viel Potenzial, um besser zu spielen. Das erhoffe ich mir am Dienstag gegen Neapel. Das ist keine typische italienische Mannschaft, sehr laufstark und sehr aggressiv. Die spielen sehr emotional, da müssen wir noch ein bisschen dazupacken. Aber auch da bin ich zuversichtlich. Insgesamt muss ich sagen, dass meine Mannschaft sehr konzentriert spielt und vor allen Dingen sehr erfolgshungrig ist.