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Wettskandal: Hohe Strafen verhängt
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Im ersten Prozess zum größten Manipulationsskandal der europäischen Fußball-Geschichte hat das Bochumer Landgericht die Urteile gefällt und hohe Haftstrafen verhängt.

Der Vorsitzende Richter Carsten Schwadrat verhängte die höchste Gefängnisstrafe von drei Jahren und elf Monaten gegen den zwölffach vorbestraften Stevan R., Tuna A. erhielt drei Jahre und acht Monate, Nürretin G. drei Jahre. R. und A. wurden wegen gewerbs- und bandenmäßigen Betruges verurteilt, G. wegen Betruges. Die Angeklagten nahmen den Richterspruch im Saal C240 des Landgerichts scheinbar ungerührt zur Kenntnis. "Wir begrüßen es als Sportverband, wenn staatliche Gerichte diese Verfehlungen konsequent verfolgen", kommentierte DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach die Urteile.

Tuna A. hatte noch unmittelbar vor der Urteilsverkündung sein Unverständnis über das ganze Verfahren geäußert: "Was habe ich schon gemacht? Ich zocke schon mein ganzes Leben lang. Und wenn mich Marijo (Wettpate Marijo C., d. Red.) angerufen und gesagt hat, 'spiele das Spiel', dann habe ich halt gesetzt. Ich wusste nicht wirklich, ob er was gedreht hat."

Wie seine Mitangeklagten hatte der Türke in zahlreichen ihm zur Last gelegten Fällen in der Tat nicht selbst manipuliert, sondern nur vom Wissen der Wettpaten Ante Sapina und Marijo C. profitiert. Unter anderem deshalb hatten die Rechtsanwälte auf Freispruch plädiert und eine Revision vor dem Bundesgerichtshof in Karlsruhe als "höchst wahrscheinlich" bezeichnet. Alle drei Angeklagten hatten im Verlauf des gut sechsmonatigen Prozesses, der 29 Verhandlungstage in Anspruch nahm, aber auch gestanden, selbst manipuliert und Spieler bestochen zu haben.

Tuna A. und Nürretin G. haben bereits 13 Monate ihrer Strafe in Untersuchungshaft verbüßt. Der 14-fach vorbestrafte Stevan R. saß zuletzt auch wegen früherer Delikte noch ein. Von den ursprünglich 32 Spielen, die laut Anklage verschobenen gewesen sein sollen, flossen noch 18 in das Urteil ein, darunter eine Partie des Zweitligisten VfL Osnabrück, Spiele der A-Junioren-Bundesliga, im DFB-Pokal und in der Schweiz.

Die Staatsanwaltschaft hatte für Tuna A. vier Jahre und drei Monate, für Stevan R. vier Jahre und für Nürretin G. drei Jahre und neun Monate Haft gefordert. Damit blieb das Gericht nur bei dem im Verlaufe des Verfahrens früh geständigen Nürretin G. deutlich unter den Anträgen der Staatsanwaltschaft.

Das Verfahren gegen den Mitangeklagten Kristian S., der bislang nicht gestanden hat, war am Mittwoch ebenso abgetrennt worden wie die Fälle, die den belgischen Zweitligisten UR Namur betreffen. Der Klub war fast vollständig unter die Kontrolle der Wettbetrüger geraten. Hier droht eventuell vor allem Tuna A. noch zusätzlich Ungemach.

Im Parallelverfahren vor der 12. Strafkammer des Bochumer Landgerichts, in dem unter anderem gegen die Wettpaten Ante Sapina und Marijo C. verhandelt wird, werden die Urteile nach der Osterpause Anfang Mai erwartet. Die ersten Richtersprüche dürften auch bei den "großen Fischen" Unbehagen ausgelöst haben. Sapina war als Drahtzieher des Manipulationsskandals um den Schiedsrichter Robert Hoyzer im Jahr 2005 vor dem Landgericht Berlin "nur" zu zwei Jahren und elf Monaten Haft verurteilt worden.

Das Gericht scheint mit dem Urteil auch einer Grundauffassung des Staatsanwalts Andreas Bachmann gefolgt zu sein. Der hatte in seinem 100-minütigen Plädoyer am Mittwoch die Angeklagten nicht nur als "Feinde des Sports" bezeichnet, die "aus purer Habgier und Geltungssucht" gehandelt hätten.

Er appellierte zudem an das Gericht, auch mit Blick auf die vergangenen Hoyzer-Prozesse, im Sinne der Prävention hart durchzugreifen. "Die damals verhängten Freiheitsstrafen haben ein Übergreifen auf einen noch viel größeren Personenkreis nicht verhindert." Wiederholungstäter Sapina muss nun wohl mit einer sechsjährigen Gefängnisstrafe rechnen. Auch in diesem Prozess vertritt Bachmann die Anklage.

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