Für Michael Frontzeck ist Borussia Mönchengladbach eine Herzensangelegenheit. Sein Vater Friedhelm gewann 1960 mit der Borussia den DFB-Pokal, er selbst spielte vier Jahre lang in der Gladbacher Jugend und bestritt 238 Begegnungen mit der ersten Mannschaft. Im Sommer 2009 schließlich wurde Michael Frontzeck Trainer beim fünfmaligen deutschen Meister - in diesen Tagen durchlebt er die schwierigste Phase seit seinem Amtsantritt.
Sieben Spiele ohne Sieg in der Meisterschaft, Absturz auf Rang 17, zudem mit 27 Gegentreffern die Schießbude der Liga - würde das Gladbacher Urgestein nicht beim Präsidium und den Fans eine solch große Rückendeckung genießen, hätten die Mechanismen des Geschäfts schon längst gegriffen und der 46-Jährige wäre trotz seines bis Juni 2013 datierten Vertrages vor die Tür gesetzt worden.
Noch herrscht Ruhe im Umfeld
Doch noch herrscht Ruhe im Umfeld der Borussia, auch weil Frontzeck mit seiner sachlichen Art nach Lösungen sucht. Nach der Niederlage gegen Werder Bremen (1:4) am vergangenen Samstag diskutierte er 20 Minuten lang in der Nordkurve mit 250 aufgebrachten Mönchengladbacher Ultras. "Wir müssen uns jetzt gemeinschaftlich der Situation stellen und zusammen da unten herauskommen", sagte Frontzeck.
Der ehemalige Nationalspieler diskutiert aber nicht nur, er handelt auch. Nachdem Logan Bailly in den vergangenen Wochen bei zahlreichen Gegentoren nicht gut ausgesehen hatte, verordnete der Coach dem belgischen Nationaltorhüter erst einmal eine Denkpause. "So viele Gegentore nagen automatisch an einem Torhüter. Bei Logan kommt hinzu, dass er noch jung ist und so eine Phase in seiner Karriere bisher nie durchgemacht hat. Er muss das verarbeiten, und dabei werden wir ihm helfen. Wir haben mit ihm gemeinsam entschieden, ihn jetzt mal für eine Woche aus dem Training zu nehmen, damit er den Kopf frei bekommt", sagte Frontzeck.
In den nächsten Wochen muss der Trainer allerdings die Kurve mit seiner Mannschaft in der Bundesliga bekommen. Nur Erfolgserlebnisse werden ihn auf Dauer im Amt halten. "Uns ist bewusst, in welcher Lage wir stecken. Niemand soll glauben, dass wir meinen, alles sei rosarot und wunderbar. Wir wissen, was die Stunde geschlagen hat, und wie kompliziert die Situation ist", sagte Sportdirektor Max Eberl.